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Die Lernplattform Frühe Hilfen

Einleitend gab Anne Timm, Referentin im Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH), einen Überblick über die Frühen Hilfen, die Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften sowie die Aufgaben des NZFH. Kern ihres Vortrags waren die Entwicklung, Konzeption und Umsetzung der Lernplattform Frühe Hilfen, mit denen das NZFH seit Ende des Jahres 2020 Online-Kurse zum selbstständigen Lernen in individuellem Tempo anbietet. Die Lernplattform ergänzt das bestehende Fort- und Weiterbildungsangebot für Akteure in den Frühen Hilfen.

Was war der Ausgangspunkt?

Bereits vor und unabhängig von der Corona-Pandemie habe das NZFH damit begonnen, auf der Basis vorhandener Materialien Konzepte für eine Ausweitung der digitalen Anwendung und des Lernens zu entwickeln. Dieser Entwicklungsprozess und Transfer sei durch die Corona-Pandemie stark beschleunigt worden, da der Bedarf an digitalen Fortbildungsmöglichkeiten aufgrund der Kontaktbeschränkungen enorm angestiegen sei. Dies mündete in die Entwicklung einer E-Learning-Plattform basierend auf der fachlichen Grundlage der bereits vorhandenen Qualifizierungsmodule für Gesundheitsfachkräfte.

Wie erfolgte der Transfer zum digitalen Format?

Hauptaufgabe des Transfers sei die digitale Aufbereitung der umfangreichen Qualifizierungsmodule gewesen. Zum inhaltlichen Transfer seien auch noch Test- und Abstimmungsphasen hinzugekommen: Pretests mit Praxisgruppen dienten dazu, die Benutzerfreundlichkeit der Plattform und Kurse zu testen und technische Hürden zu identifizieren. Um möglichst unterschiedliche Nutzergruppen abzubilden, seien bei der Zusammensetzung der Praxisgruppen verschieden ausgeprägte Affinitäten zu E-Learning und Technik, unterschiedliche Altersgruppen und Personen mit und ohne Fortbildung in den Frühen Hilfen berücksichtigt worden.

Außerdem habe es auch einen engen Austausch mit den Landeskoordinierenden (Lakos) gegeben, die sich mit Fragen zur möglichen Anerkennung von Leistungen im Rahmen eines Qualifizierungsangebotes und der dafür notwendigen Qualitätssicherung auseinandersetzten.

Wie ist die Lernplattform aufgebaut?

Ein Online-Kurs auf der Lernplattform Frühe Hilfen beziehe sich fachlich auf jeweils ein Qualifizierungsmodul. Bisher seien zwei Kurse verfügbar (Stand März 2020): "Ressourcenorientiert mit Familien arbeiten" und "Elternkompetenzen" stärken, basierend auf den gleichnamigen Qualifizierungsmodulen 3 und 5. Als nächstes sollten die Themen "Entwicklung begleiten" und "Lebenswelt Familie verstehen" zu den Modulen 6 und 8 veröffentlicht werden.

Jeder Online-Kurs bestehe aus fünf Lernbausteinen, die der Reihe nach, aber in individuellem Tempo bearbeitet werden können.

Wesentliches Element zum personalen Kompetenzerwerb stelle das Lerntagebuch dar, so Anne Timm. Es lade die Fachkräfte ein, Sachverhalte vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen zu reflektieren, denn persönliches Erleben prägt auch die Wahrnehmung und das Verhalten im beruflichen Alltag. Fachkräfte seien in der Arbeit mit Menschen oftmals selbst ein wichtiges „Instrument“ und das Lerntagebuch stelle eine Möglichkeit der Reflexionsebene dar.

Des Weiteren können ergänzende Arbeitsblätter und Praxisaufgaben bearbeitet werden. Jeweils der letzte Lernbaustein enthält ein Element zur Selbstkontrolle und Wiederholung der absolvierten Lerninhalte, an dessen Ende auch eine Abschlussbescheinigung generiert werden kann.

Wie sind die Erfahrungen? Wie geht es weiter?

Anne Timm erläuterte, dass die Erfahrungen und Rückmeldungen zur Lernplattform bisher positiv seien. Seit dem Start der Lernplattform Anfang November 2020 haben über 500 Personen das Angebot genutzt.

Der Erstentwicklungsaufwand sei, trotz bereits vorhandener inhaltlicher Basis, hoch gewesen, habe sich aber gelohnt.

Fest stehe, dass kompetenzorientierte Qualifizierungen auch Austausch- und Übungsformate benötigten – digital und/oder in Präsenz. Die Online-Kurse könnten Qualifizierungen, die in Präsenzformaten angeboten werden, nicht komplett ersetzen.

Die Lernplattform Frühe Hilfen könnte aber als ergänzendes Tool in der Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften genutzt werden – im Sinne des "Blended Learning", also als Lernangebot, das Präsenz- und Distanz-Elemente kombiniert.

Inwieweit setzt die Plattform Standards für die Qualifizierung, insbesondere digitale Qualifizierung?

Auf Nachfrage, inwieweit der Bund mit der Plattform Standards für die digitale Qualifizierung und deren Inhalte setze, erläuterte Anne Timm, dass die Plattform als (inhaltliche) Ergänzung zu den Qualifizierungsmodulen angeboten werde. Die Zuständigkeiten für die Qualifizierungen und die Ausgestaltung der Qualifizierungsangebote lägen weiterhin bei den Ländern beziehungsweise den von ihnen beauftragten Institutionen.

Weitere Informationen auf fruehehilfen.de