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Bundesstiftung Frühe Hilfen unterstützt Familien dauerhaft

Positive Nachrichten zum Jahresauftakt: Die in den vergangenen Jahren durch die Bundesinitiative Frühe Hilfen angestoßene und erfolgreiche Arbeit geht weiter. Bund und Länder haben eine Verwaltungsvereinbarung über die neue Bundesstiftung Frühe Hilfen unterzeichnet. Sie baut auf den Ergebnissen der Bundesinitiative auf. Damit sichert der Bund mit jährlich 51 Millionen Euro die regionalen Netzwerke Frühe Hilfen und die psychosoziale Unterstützung von Familien mit Säuglingen und Kleinkindern. Zugleich wird damit auch der gesetzliche Auftrag aus § 3 Absatz 4 des Gesetzes zur Kooperation und Information im Kinderschutz umgesetzt.

Vorbereitung der Bundesstiftung

Bereits 2012, mit dem Start der Bundesinitiative Frühe Hilfen (BIFH), wurde ein umfassendes Programm zur Stärkung der Frühen Hilfen auf den Weg gebracht. Das Ziel war, präventive kommunale Versorgungsstrukturen für (werdende) Eltern und ihre Kinder in den ersten drei Lebensjahren auf- und auszubauen, um insbesondere Eltern in belasteten Lebenslagen spezifische Hilfen anzubieten. So förderte die BIFH bis Ende 2017 den Auf- und Ausbau der Netzwerke Frühe Hilfen, den Einsatz von Gesundheitsfachkräften und Ehrenamtlichen. Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen begleitete und evaluierte diese Entwicklungen wissenschaftlich.

Die Frühen Hilfen kommen in den Familien an

Heute bestätigen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung, dass die BIFH eine erfolgreiche Offensive war: In 98,4 Prozent der geförderten Kommunen wurden Netzwerke Frühe Hilfen auf- und ausgebaut. Darüber hinaus sind fast alle Netzwerke mit einer gut ausgebildeten und erfahrenen Netzwerkkoodination ausgestattet. Außerdem gibt es heute in fast allen geförderten Kommunen längerfristige aufsuchende Betreuungsangebote für Familien mit Kindern bis drei Jahre. Sie werden überwiegend von Familienhebammen und Familien- Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden geleistet. Und deren Arbeit kommt bei den Familien sehr gut an: Über 90 Prozent der Mütter, die im Rahmen der NZFH-Forschung befragt wurden, waren mit der erhaltenen Unterstützung zufrieden oder sehr zufrieden.

Mit der BIFH wurden wichtige Impulse für eine verbesserte Förderung und Unterstützung von Familien gegeben und deren Umsetzung gefördert. Neben den Bundesmitteln haben auch zusätzliche Mittel aus Ländern und Kommunen dazu beigetragen.

Es ist noch viel zu tun, um alle Familien mit Hilfebedarf zu erreichen

Die ausgesprochen erfreuliche Entwicklung durch die BIFH macht gleichzeitig deutlich, dass es noch viel zu tun gibt: 78,2 Prozent der Kommen halten den Entwicklungsbedarf beim Auf- und Ausbau von Netzwerken Frühe Hilfen immer noch für mittel bis sehr hoch. Über die Hälfte der vom NZFH befragten Kommunen sagen außerdem, dass es nicht genügend Gesundheitsfachkräfte zur Versorgung der Familien gibt. Weitere Forschungsdaten geben Hinweise darauf, dass die Angebote nicht immer die Familien erreichen, die sie aufgrund ihrer Belastung besonders benötigen.

Die im Januar gestartete Bundesstiftung Frühe Hilfen setzt hier an. Sie bietet Ländern und Kommunen Sicherheit durch die dauerhafte Förderung, deren Kriterien in den Leistungsleitlinien beschrieben sind. Kernpunkte sind die Sicherstellung der Netzwerke Frühe Hilfen und ihre Qualitätsentwicklung. Hier soll insbesondere die intersektorale Zusammenarbeit und die Abstimmung mit der Jugendhilfe-, Sozial- und Gesundheitsplanung weiterentwickelt werden.

Ein weiterer Förderschwerpunkt ist die psychosoziale Unterstützung von Familien durch spezifische Angebote. Dabei geht es zum einen um den Einsatz und die Qualifizierung von Fachkräften in Gesundheitsfachberufen bei der längerfristigen Betreuung von Familien und um die Qualitätssicherung bei der Einbindung von Freiwilligen in den Frühen Hilfen. Zum anderen geht es auch darum, die Angebote und Dienste an den Schnittstellen unterschiedlicher Sozialleistungssysteme zu fördern, wie beispielsweise die Lotsendienste in Geburtskliniken, die Familien in bedarfsgerechte Angebote vermitteln.

Ein dritter Förderschwerpunkt ist die Erprobung innovativer Maßnahmen und die Implementierung erfolgreicher Modelle. Das Ziel ist, Lücken in der Versorgung von Kindern aus Familien in belasteten Lebenslagen zu schließen, die durch die herkömmlichen Versorgungssysteme bisher nicht geschlossen werden konnten.

Stimmen zu den Frühen Hilfen

Jacqueline L. (aus dem Film: Eltern kommen zu Wort)

"Für mich war ganz wichtig, dass ich  Hilfe bekomme, bevor ich in Not bin, vor  allem, bevor meine Kinder in Not sind. Ich möchte den Experten mitgeben, dass  Vernetzung ein ganz, ganz wichtiger  Punkt ist."

Zum Film "Eltern kommen zu Wort"

Prof. Dr. Ute Thyen, Vorsitzende des NZFH-­Beirats 

"Die Frühen Hilfen schließen in der Altersgruppe der 0- bis 3-Jährigen eine wichtige Versorgungslücke, weil dort bisher keine Versorgungssysteme fest etabliert waren, außer den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen."

Prof. Dr. Karin Böllert, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder ­und Jugendhilfe – AGJ:

"Ich schätze die Bedeutung der Frühen Hilfen sehr hoch ein, gerade auch für belastete Familien. Wir haben eine  Möglichkeit geschaffen, Familien zu  erreichen, die zu anderen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe nicht so  leicht Zugang finden. Von daher sind die Frühen Hilfen für mich eine echte  Erfolgsgeschichte.

Dr. med. Wolf Lütje, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psycho­somatische Frauenheilkunde und  Geburtshilfe (DGPFG):

"Aus meiner Sicht nimmt die Gynäkologie und Geburtshilfe eine Schlüsselstellung ein, weil wir als erste an belastete Familien herankommen könnten. Wir müssen unsere Instrumente verfeinern, und wir müssen uns interdisziplinär aufstellen und sehen, dass wir andere Berufsgruppen, wie zum Beispiel unsere medizinischen Fachangestellten und Hebammen, noch mehr einbeziehen in ein Konzept, um dann über ein Babylotsensystem die Familien in die rechten Hände zu geben."

Prof. Dr. med. Ertan Mayatepek, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder ­ und Jugendmedizin (DGKJ) (2015-­2017):

"Die Wirksamkeit hängt vor allem davon ab, dass es zu einer wirksamen Verzahnung der Hilfen aus dem Gesundheitssystem und der Kinder- und Jugendhilfe kommt. Im Vordergrund steht dabei für mich die Koordination, die Qualifikation, die Kommunikation, zusätzlich auch der Transfer in die Praxis."