direkt zum Hauptinhalt springen

Qualitätsdimension 2: Zielbestimmung

Das lokale Konzept Früher Hilfen basiert auf einer gemeinsam ausgehandelten Agenda von Zielen. Alle Aktivitäten zur Erreichung der gesetzten Ziele sind Grundlage für ein integriertes System Früher Hilfen.

In dieser Dimension und dem dazugehörigen Praxismaterial befinden sich ausführliche Hinweise zur Entwicklung von Zielen.
Der Fokus liegt dabei auf den Kooperationsbedingungen der beteiligten Akteure als Voraussetzung für gelingende interprofessionelle Zusammenarbeit im integrierten System der Frühen Hilfen. In den Prozess bringen die im Netzwerk beteiligten Akteure jeweils ihren berufsspezifischen Kontext mit: Rechtliche und organisatorische Bedingungen spielen dabei genauso eine Rolle wie Deutungs- und Handlungsmuster der einzelnen Personen.

Diese unterschiedlichen Kooperationsbedingungen untereinander werden für alle transparent und konkret auf das gemeinsame Anliegen bezogen. Die Kooperation und interprofessionelle Zusammenarbeit der Akteure werden aktiv gefördert. Die handelnden Personen entwickeln dabei ein Bewusstsein dafür, dass die Zusammenarbeit über die Systemgrenzen hinweg Veränderungen in ihrer Alltagspraxis nach sich zieht. Auch notwendige Organisationsentwicklung in den einzelnen Institutionen wird dadurch aktiv unterstützt.

Aus der Perspektive der Familien ist für ein integriertes System Früher Hilfen der Abbau von Zugangsschwellen zu den Angeboten Früher Hilfen und die Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen den Systemen besonders relevant. Eine schnelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Akteuren ist dabei eine wichtige Voraussetzung.

Zentrale Fragen im Überblick

  • Was sind die Bedingungen eines integrierten Systems Früher Hilfen?
  • Wie sehen gute Kooperationsbedingungen für die beteiligten Akteure aus?
  • Wie kann interprofessionelle Kooperation gefördert werden, sowohl im Netzwerk als auch zur Organisationsentwicklung der beteiligten Institutionen?
  • Wie kann der Zugang zu Angeboten Früher Hilfen und der Übergang zwischen Hilfesystemen für Familien möglichst einfach gestaltet sein?

Themen und Ziele der Qualitätsdimension Zielbestimmung

Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses und Schaffung von Rahmenbedingungen für ein integriertes System Früher Hilfen

  • Das Anliegen der Entwicklung eines integrierten Systems Früher Hilfen ist bei allen beteiligten institutionellen, freiberuflichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren verankert.
  • Es sind Handlungsleitlinien vorhanden, die allen Akteuren eine Orientierung für die interprofessionelle Netzwerkarbeit bieten. Die Akteure wissen, was es von ihnen erfordert, wenn sie sich an der Arbeit im Netzwerk und an der Ausgestaltung der Frühen Hilfen beteiligen.
  • Die verantwortlichen Leitungsebenen stimmen die Kooperationsbedingungen zwischen den Akteuren des Netzwerks ab. Es werden kooperationsfördernde Rahmenbedingungen (Zeit, Räume, Fahrtkosten etc.) in den beteiligten Institutionen hergestellt. Die strategisch verantwortlichen Gremien für Kooperationsbedingungen im Netzwerk sind bestimmt und machen sich als Ansprechpersonen über die Leistungssysteme und Organisationsebenen hinweg bekannt.

Organisationsentwicklung und Förderung der interprofessionellen Kooperation

  • Der Nutzen von interprofessioneller und systemübergreifender Kooperation und die Gelingensbedingungen sind für die Akteure geklärt.
  • Das Netzwerk Frühe Hilfen unterstützt Entwicklungsprozesse in den einzelnen beteiligten Institutionen hin zu jeweils eigenen interprofessionellen und integrierten Konzepten.
  • Interprofessionelle Kooperationsformen zwischen den Akteuren werden in allen beteiligten Handlungssystemen von den Akteuren gefördert.
  • Die unterschiedlichen berufsspezifischen Bedingungen der einzelnen Akteure werden im Netzwerk thematisiert. In der Kooperation werden die besonderen Bedingungen vor allem freiberuflicher oder versicherungsfinanzierter Akteure wie auch Ehrenamtlicher angemessen berücksichtigt.
  • In der strategischen Steuerung des Netzwerks sind Akteure unterschiedlicher Sektoren vertreten.

Abbau von Zugangsschwellen und Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen Systemen für Familien

  • Alle Angebote Früher Hilfen sind darauf ausgerichtet, Zugangsschwellen für Familien zum Hilfesystem abzubauen und die Durchlässigkeit zwischen den beteiligten Systemen zu erhöhen.
  • Akteure im Netzwerk und Familien, die in (andere) Angebote vermittelt werden, werden (auf Wunsch) beim Übergang zwischen den Hilfesystemen begleitet. Es ist geklärt, wie diese Begleitung stattfindet.
  • Familien bekommen schnell einen Überblick über alle Angebote Früher Hilfen. Die Übersicht vermittelt den Familien und den Akteuren im Netzwerk, bei welchen Fragen sie sich an wen wenden können (z.B. als Informationsbroschüre, online im Internet o.Ä.).
  • Familien können die Angebote Früher Hilfen ohne sprachliche, mentale oder materielle Barrieren in Anspruch nehmen.
  • Das Handeln der beteiligten Akteure ist auf leichte Erreichbarkeit und vertrauensvolle Zusammenarbeit untereinander ausgelegt.

Dialog mit Akteuren der strategisch-politischen Ebene

Die folgenden Fragen geben Anregungen zur gezielten Diskussion der Inhalte der Qualitätsdimension Netzwerk mit Entscheidungstragenden der strategisch-politischen Ebene.

  • Welchen Stellenwert hat die Entwicklung eines integrierten Systems Frühe Hilfen auf der strategisch-politischen Ebene?
  • Wie können Entscheidungstragende unterstützen, dass sich Akteure aus unterschiedlichen Sektoren im Netzwerk beteiligen?
  • Wie können Akteure der strategisch-politischen Ebene interprofessionelle Kooperationsformen und Handeln unterstützen?
  • Liegen Handlungsleitlinien vor? Sind sie aktuell, wirksam und geben sie den Akteuren die notwendige Orientierung für die Netzwerkarbeit?
  • Wann und wie werden die Kooperationsbedingungen zwischen den Hilfesystemen für die einzelnen Akteure im Netzwerk auf der strategisch-politischen Ebene thematisiert und abgesichert? Sind die dafür strategisch wichtigen Gremien bekannt?
  • Welche Rahmenbedingungen und Ressourcen müssen aus Sicht der Entscheidungstragenden für die Akteure bereitgestellt werden, damit das Netzwerk im Sinne eines integrierten Systems Frühe Hilfen zielorientiert und effektiv arbeiten kann?
  • Wie können die berufsspezifischen Bedingungen der Akteure Berücksichtigung finden, insbesondere von freiberuflichen, ehrenamtlichen oder anderen, versicherungspflichtigen Akteuren?
  • Welchen Betrag können Entscheidungstragende leisten, um das Ziel, Zugangsschwellen für Familien zum Hilfesystem abzubauen und die Durchlässigkeit zwischen den beteiligten Systemen zu erhöhen, in den Mittelpunkt zu rücken?
  • Wie sind die Schnittstellen zwischen den Akteuren geregelt? Was brauchen die Akteure auf beiden Seiten des Hilfesystems?