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Qualitätsdimension 10: Wirkungsorientierung

Wirkungsorientierung in den Frühen Hilfen bedeutet, dass die Zusammenarbeit im Netzwerk darauf ausgelegt ist, bestimmte Wirkungen zur Verbesserung der Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern frühzeitig und nachhaltig zu erreichen. Dies gilt auch für die einzelnen Angebote der Frühen Hilfen.

Das Konzept der Wirkungsorientierung stellt dabei sowohl eine Haltung als auch das praktische Vorgehen zur Reflexion, Steuerung und Planung in den Vordergrund. 

Wirkungsorientiertes Arbeiten ist ein Prozess, der die beabsichtigte Wirkung ins Zentrum rückt; sie plant, erfasst, analysiert, in einen Kontext stellt, aus den Resultaten lernt und damit die Arbeit stetig weiterentwickelt. Dabei sollten alle relevanten Personen inklusive der Familien eingebunden sein. Der hier veröffentlichte Text basiert auf der Publikation "Wirkungsorientierung in den Frühen Hilfen", die das NZFH zeitnah in der Reihe "Impulse zur Netzwerkarbeit" veröffentlicht.

Zentrale Fragen im Überblick

  • Welches Verständnis von Wirkungsorientierung in den Frühen Hilfen haben die Akteure im Netzwerk?
  • Was macht eine wirkungsorientierte Haltung und Kultur in der Zusammenarbeit aus?
  • Wie gelingt die gemeinsame Arbeit an Zielen als Grundlage für wirkungsorientiertes Arbeiten?
  • Was bedeutet datenbasiertes Arbeiten im Kontext der Wirkungsorientierung?

Hinweis: Zur Bearbeitung der meisten Dimensionen des Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 liegen ergänzend Praxismaterialien vor. Für die Dimension 10: Wirkungsorientierung gibt es keine speziellen Praxismaterialien. Tipps zu anderen passenden Materialien sind am Seitenende zu finden.

Themen und Ziele der Qualitätsdimension Wirkungsorientierung

Verständnis der Wirkungsorientierung in den Frühen Hilfen

  • Die Akteure im Netzwerk erarbeiten sich ein gemeinsames Verständnis von Wirkungsorientierung in den Frühen Hilfen. 
  • Die Beteiligten kennen die theoretischen Grundlagen und Begriffe der Wirkungsorientierung und können sie anwenden.  
  • Die Akteure definieren einen gemeinsamen Zweck des wirkungsorientierten Arbeitens und Steuerns im Netzwerk und von einzelnen Angeboten.
  • Die bereits vorhandenen Kompetenzen zur Wirkungsorientierung sind im Netzwerk transparent und werden genutzt.
  • Die Potenziale und Grenzen von Wirkungsorientierung in komplexen Systemen wie den Frühen Hilfen sind bekannt.

Wirkungsorientierte Haltung und Kultur in der Zusammenarbeit

  • Die Zusammenarbeit im Netzwerk ist geprägt von einer ergebnisoffenen Haltung, Fehler- und Lernkultur. Diese Kultur wird als Voraussetzung für eine gemeinsame qualitative Weiterentwicklung von Angeboten und der Zusammenarbeit im Netzwerk angenommen. 
  • Im Mittelpunkt der wirkungsorientierten Steuerung steht der gemeinsame Auftrag, konsequent von den Bedarfen und Lebenslagen der Familien ausgehend zu denken und zusammen Lösungen zu finden.
  • Alle relevanten Personen sind entsprechend in allen Phasen aktiv eingebunden, um die Akzeptanz der Maßnahmen zu gewährleisten. Zur Partizipation der Familien werden geeignete Formate auf Angebots- und Netzwerkebene entwickelt. Es wird kontinuierlich überprüft, ob weitere relevante Personen einbezogen werden sollten.
  • Die Akteure legen gemeinsam Prinzipien der Zusammenarbeit fest. Es werden Routinen entwickelt, die Raum zur gemeinsamen Reflexion bieten, in dem auch Erfolge und Erlerntes geteilt werden kann.

Ziele als Grundlage für wirkungsorientiertes Arbeiten

  • Die Akteure im Netzwerk formulieren auf der Basis ihrer angestrebten Wirkungen konkrete Ziele für die Netzwerkarbeit sowie für einzelne Angebote. 
  • Die Beteiligten beziehen in Hinblick auf die gemeinsame Zielsetzung die Rahmenbedingungen des Netzwerks mit ein und berücksichtigen entscheidende örtliche Gegebenheiten.
  • Die Beteiligten sind sich dem Unterschied zwischen den Zielen auf individueller Ebene, den Organisationszielen und gemeinsam auszuhandelnden Netzwerkzielen bewusst. Im Fokus stehen deshalb die gemeinsamen Ziele in Bezug auf die beabsichtigten Wirkungen bei den Familien.
  • Die Ziele werden regelmäßig auf ihre Aktualität überprüft und gegebenenfalls im Sinne einer bedarfs- und wirkungsorientierten Projektsteuerung angepasst.

Datenbasiertes Arbeiten im Kontext der Wirkungsorientierung

  • Die Akteure im Netzwerk verständigen sich über den Zweck der Datenerhebung und Datenauswertung. Sie definieren, wofür die Daten benötigt werden, wer sie nutzen sollte und ob die Netzwerk- oder Angebotsebene in den Blick genommen werden soll. 
  • Sie sind dafür sensibilisiert, dass es sehr herausfordernd ist, Wirkungen mit kommunalen Ressourcen zu belegen. Im Vordergrund sollten deshalb eine gemeinsame Annäherung sowie diskursive Aushandlung und Bewertung von Ergebnissen stehen.
  • Die Netzwerkakteure sind sich darüber bewusst, dass die Datenerhebung- und Datenanalyse durch die vielfältigen fachlichen Perspektiven und somit Herangehensweisen im komplexen System der Frühen Hilfen herausfordernd ist.
  • Es wird ein Überblick über schon vorhandene Daten und Erhebungsinstrumente unterschiedlicher Stellen erstellt und diese zusammengeführt. 
  • Es wird bei fehlender Datenlage vor Ort geprüft, welche Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien zum Beispiel aus der Forschung des NZFH hilfreich sein können. 
  • Es existieren Strukturen für einen systematischen Austausch unter den Akteuren zur Auswertung der Daten. Die Erfahrungen und Einschätzungen der Akteure aus der Zusammenarbeit mit den Familien werden in der Ergebnisinterpretation berücksichtigt. 
  • Es sind Verfahren etabliert, in denen die Zielgruppe aktiv in die Interpretation und Bewertung der Daten einbezogen wird. 
  • Die Akteure des Netzwerks haben Verfahren festgelegt, um sicherzustellen, dass Ergebnisse aus der Datenauswertung in die alltägliche Arbeit und das Handeln einfließen.

Dialog mit Akteuren der strategisch-politischen Ebene

Die folgenden Fragen geben Anregungen zur gezielten Diskussion der Inhalte der Qualitätsdimension Wirkungsorientierung mit Entscheidungstragenden der strategisch-politischen Ebene.

  • Ist der Zweck des wirkungsorientierten Arbeitens und Steuerns im Netzwerk und von einzelnen Angeboten zwischen Leitungsebenen und Akteuren im Netzwerk geklärt?
  • Wie können Entscheidungstragende die Implementierung des Konzepts der Wirkungsorientierung im Netzwerk Frühe Hilfen fördern?
  • Wie können Entscheidungstragende den Kompetenzerwerb zum wirkungsorientierten Arbeiten unterstützen?
  • Ist geklärt, welche zeitlichen und personellen Ressourcen für Wirkungsorientierung zur Verfügung stehen?
  • Wie können Akteure der strategisch-politischen Ebene zu einer ergebnisoffenen Haltung sowie zu einer Fehler- und Lernkultur in der Zusammenarbeit im Netzwerk beitragen?
  • Wie können ein konsequentes Denken und Handeln ausgehend von den Bedarfen und Lebenslagen der Familien als gemeinsamer Auftrag befördert werden? 
  • Wie können Entscheidungstragende die Einbindung aller relevanten Akteure in wirkungsorientierte Prozesse sicherstellen? Wie kann die Zielgruppe dabei aktiv einbezogen werden?
  • Was können Akteure der strategisch-politischen Ebene zur Entwicklung von Zielen für die Netzwerkarbeit und für einzelne Angebote beitragen?
  • Ist der Zweck der Datenerhebung und Datenauswertung zwischen Leitung und Akteuren im Netzwerk geklärt?
  • Wie können Entscheidungstragende den Aufbau eines strukturierten Vorgehens zur kontinuierlichen Datenerhebung und Datenauswertung sicherstellen, welches vorhandene Daten und Erhebungsinstrumente unterschiedlicher Stellen einbezieht?
  • Wie können Strukturen für einen systematischen Austausch unter den Akteuren zur Auswertung der Daten und Berücksichtigung der Ergebnisse im täglichen Handeln etabliert werden?

Passendes Praxismaterial

Zu dieser Dimension wurde bisher kein eigenständiges Praxismaterial entwickelt. Da es zwischen den Qualitätsdimensionen insgesamt thematische Schnittmengen gibt, können auch Materialien aus anderen Dimensionen bei der Bearbeitung der Themen unterstützen:

Tipp: Bei fehlender Datenlage vor Ort ist es hilfreich, auf grundsätzliche Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien zurückzugreifen. Dazu können zum Beispiel die Erkenntnisse der Studien des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen aus den Bereichen Prävalenz- und Versorgungsforschung und/oder der Forschung zur Erreichbarkeit und Effektivität der Angebote Früher Hilfen herangezogen werden.