direkt zum Hauptinhalt springen

Wie geht es Familien mit kleinen Kindern heute?

Erste Eindrücke aus der Studie KiD 0-3 2022

Ilona Renner, Leiterin des Fachgebiets Forschung im NZFH, BZgA, stellte erste Eindrücke und neue Daten der Studie KiD 0-3 zu Belastungsfaktoren und Ressourcen in Familien und zur Inanspruchnahme von psychosozialen Angeboten vor. Die Erkenntnisse stellen eine erste Vorab-Auswertung der im Jahr 2022 erhobenen Daten dar.

Zwei Fragen standen im Fokus der Präsentation: Haben (auch) Eltern kleiner Kinder die Corona-Pandemie als belastend erlebt? Inwieweit gibt es hierbei einen sozialen Gradienten?

Die Studie wurde im Rahmen des Aktionsprogramms der Bundesregierung "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" gefördert.

Wie ist die Studie aufgebaut?

Ein Schaubild zeigt das Studiendesign, bestehend besteht aus der zentralen Haupterhebung und einer Zusatzerhebung.

An der Haupterhebung haben 7.818 Elternteile teilgenommen, die mit ihren Kindern bei der Früherkennungsuntersuchung waren, 92 Prozent Mütter, 8 Prozent Väter. Die Kinder waren im Erhebungszeitraum zur Hälfte unter einem Jahr alt, die anderen Hälfte zwischen einem und drei Jahre. Die Geschlechter waren etwa gleich verteilt: 52 Prozent Mädchen und 48 Prozent Jungen.

Weitere Informationen zur Studie: KiD 0-3: 2022 – Steckbrief und KiD 0-3: 2022 – Hintergrund

Haben (auch) Eltern kleiner Kinder die Corona-Pandemie als belastend erlebt?

Die erste Auswertung der Daten weist darauf hin, dass etwa ein Viertel der Befragten die Aussage "Die Zeit der Coronapandemie hat mich persönlich / uns als Familie durchweg stark belastet" voll und ganz oder eher zutreffend bewerten.

Was waren konkrete Sorgen und Nöte?

Auf die Frage nach konkreten Belastungen, Sorgen und Nöten stimmten die meisten Eltern den beiden Aspekten "Angst vor Ansteckung / Erkrankung in der Familie" sowie "Langeweile und Nicht-Stattfinden von Freizeitangeboten" zu (jeweils etwa zwei Drittel). Ebenfalls über 60 Prozent nannten als konkrete Belastung die "Sorge um Nachteile für die Kinder" sowie "fehlende Unterstützungsangebote". Ebenfalls deutlich über die Hälfte der Eltern sagten, dass sie unter Einsamkeit und fehlenden Kontakten leiden.

Inwieweit gibt es bei den Ergebnissen einen sozialen Gradienten?

Zur Beantwortung der Frage wurden die Antworten von Eltern, die staatliche Leistungen zur Grundsicherung beziehen, von Familien, die keine Sozialleistungen beziehen, aufgeschlüsselt und verglichen.

Die Zustimmung zur Aussage "Die Zeit der Coronapandemie hat mich persönlich / uns als Familie durchweg stark belastet" war bei Familien in Armutslagen deutlich größer als bei Familien ohne Sozialleistungsbezug (knapp ein Drittel bei Familien mit Sozialleistungsbezug, knapp ein Viertel bei Familien ohne Sozialleistungsbezug).

Auch die Antworten zu konkreten Belastungen, Sorgen und Nöte zeigen deutliche Unterschiede:

  • Von Familien in Armutslagen wurden deutlich häufiger die Items Existenzängste, Lagerkoller und familiäre Konflikte genannt. 
  • Von Eltern, die keine stattlichen Leistungen zur Grundsicherung erhalten, wurden das Item Angst vor Ansteckung deutlich häufiger genannt.

Zu ähnlichen Ergebnissen sind zwei NZFH-Studien aus dem ersten Pandemie-Jahr gekommen. Fachkräfte in den Frühen Hilfen sowie Mütter in Armutslagen haben in einer Online-Erhebung bzw. Tiefen-Interviews als größte Sorgen und drängendste Probleme von Familien "existentielle Ängste" und Überforderung mit der Situation genannt.

Was passiert mit den Daten? Wie können die Daten den Wandel unterstützen?

Die Auswertung der Daten läuft noch. Die Ergebnisse aus der ersten Vorab-Auswertung konnten bereits in die Arbeit der Interministeriellen Arbeitsgruppe "Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona" einfließen. Im Abschlussbericht fordert die IMA auf der Grundlage der Daten, eine langfristige Dynamisierung und Erhöhung der Mittel für die Frühen Hilfen.

Inzwischen sind zentrale Ergebnisse veröffentlicht.