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Mit mobilen Angeboten Familien erreichen

Rund 57 Prozent der Bevölkerung Deutschlands leben in ländlichen Räumen. Allen Kindern und Familien gleichwertige Entwicklungschancen, unabhängig von sozioökonomischer Lage und Wohnort zu ermöglichen, ist ein zentrales Ziel der Frühen Hilfen. Die Zugangsmöglichkeiten zu den Angeboten Früher Hilfen »auf dem Land« sind aber sehr unterschiedlich.

Während es in kreisfreien Großstädten und städtischen Kreisen häufig ein breites Spektrum an gesundheitlichen und sozialen Unterstützungsangeboten gibt, sind Dörfer und kleine Gemeinden in dünnbesiedelten ländlichen Kreisen oft schlechter versorgt. Dies gilt auch für die Frühen Hilfen. Hinzu kommt ein Mangel an Fachkräften wie Hebammen. Niedrigschwellige Anlauf- und Beratungsstellen fehlen dort häufig. Vor allem spezialisierte Angebote wie Schreiambulanzen oder Hilfen für psychisch erkrankte oder suchtkranke Eltern stehen in der Regel nur in größeren Städten zur Verfügung.

Konzepte für ländliche Räume

Um die Versorgung von Familien in ländlichen Räumen zu verbessern, hat das NZFH Studien beauftragt: 2020 zeigte eine Expertise (ISG), dass dezentrale Angebote, innovative Versorgungsformen, Freiwilligenstrukturen und mobile Unterstützungsangebote die Situation verbessern können. Auch sollten Telefon- und Onlineberatung ausgebaut werden.

Desweiteren wurde 2021 im Auftrag des NZFH eine Studie (iSPO) durchgeführt, bei der in acht ländlichen Kommunen 47 Expertinnen und Experten sowie Eltern zu den Besonderheiten und Entwicklungsbedarfen vor Ort befragt wurden.

Die Ergebnisse der Studie: Trotz vieler Informationsangebote wissen Eltern nicht gut über Frühe Hilfen Bescheid. Die Angebote sind zudem lückenhaft und ungleich verteilt. Insbesondere für psychosozial belastete Eltern sind sie unter anderem aufgrund weiter Wege häufig nicht zu erreichen. Durch freiwilliges Engagement können Netzwerke Frühe Hilfen ihre Aktivitäten in der Fläche verstärken (siehe Praxisbeispiel aus dem Elbe-Elster-Kreis). Die Kommunalbefragung des NZFH 2020 hat gezeigt, dass sich bereits in 68,3 Prozent der dünn besiedelten Gebiete Freiwillige in den Frühen Hilfen engagieren.

In vom NZFH beauftragten Online-Workshops (ism) haben Akteure aus der kommunalen Praxis gemeinsam mit dem NZFH passgenaue Konzepte und Ideen für ländliche Räume (weiter-)entwickelt. Die Ergebnisse bestätigen unter anderem: Aufsuchende Angebote wie Willkommensbesuche sollten ausgebaut werden. Integrierte Angebote sind sinnvoll, um Familienzentren und Elterncafés an bestehende Strukturen anzugliedern. Mit solchen lebensweltnahen Zugängen sowie dezentralen Angeboten kann eine niedrigschwellige Ansprache der Familien gelingen. Zugleich machten die Workshops einen Bedarf an mehr mobilen Frühen Hilfen deutlich (siehe Gespräch mit Dr. Sarah Schmenger und Elisabeth Schmutz). Den Bedarf zeigt auch die Kommunalbefragung: 2020 waren lediglich in 12,5 Prozent der dünn besiedelten Gebiete mobile Angebote Früher Hilfen vorhanden.

Am 12. Oktober 2022 lädt das NZFH zu einer digitalen Netzwerkrunde zum Thema ländliche Räume ein. Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an Koordinierende von Netzwerken in ländlichen Räumen.

Weitere Informationen auf fruehehilfen.de