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Die unterschätzte Gefahr des Schüttelns von Babys

NZFH klärt mit Bündnis über Schütteltrauma auf

Wenn überforderte Eltern für wenige Sekunden die Kontrolle verlieren und ihren schreienden Säugling schütteln, können sie ihm schwerste Schäden zufügen. Anhaltendes Schreien gilt als Hauptauslöser für das Schütteln von Babys, deren Nackenmuskulatur noch nicht stark genug ist, um Kopf und Gehirn vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schützen. Expertinnen und Experten gehen von 100 bis 200 Fällen von Schütteltrauma pro Jahr und einer hohen Dunkelziffer aus. In 10 bis 30 Prozent der Fälle endet das Schütteln tödlich.

Als Schütteltrauma bezeichnet man eine Gehirnverletzung, die durch gewaltsames Schütteln von Babys und Kleinkindern verursacht wird. Schwere Behinderungen und der Tod des Kindes können die Folge sein.

Das NZFH informiert im Auftrag des Bundesfamilienministeriums seit November 2017 über die Gefahren des Schüttelns von Säuglingen und Kleinkindern, denn der Kenntnisstand zum Schreien von Babys und den Gefahren des Schüttelns in der Bevölkerung ist zu niedrig: Eine repräsentative Umfrage des NZFH* mit 1.009 Frauen und Männern im Alter zwischen 16 und 49 Jahren im Mai 2017 zeigt, dass 42 Prozent der Befragten noch nie den Begriff Schütteltrauma gehört haben. 24 Prozent meinen, dass Schütteln "vielleicht nicht so schön für ein schreiendes Baby ist, ihm aber auch nicht schadet". Um hier aufzuklären, hat das NZFH Innenraumplakate und Flyer entwickelt, die von Arztpraxen, Hebammen und Beratungsstellen abgerufen werden können.

Auf der Internetseite des NZFH www.elternsein.info finden Eltern und Fachleute eine bundesweite Beratungsdatenbank mit rund 500 qualifizierten Schreiambulanzen und Beratungsstellen öffentlicher und freier Träger.

Ein Videofilm informiert über Schreiverhalten von Babys, Handlungsstrategien für Eltern und die gesundheitlichen Folgen des Schüttelns. Anzeigen in Familienmagazinen und auf Internetseiten sind ein weiteres Element der Präventionsmaßnahmen.

Maßgeblich verstärkt wird die Kampagne durch ein bundesweites und besonders breites Bündnis von Verbänden, Vereinen und Einrichtungen aus dem Gesundheitswesen, dem Kinderschutz sowie der Kinder- und Jugendhilfe, die ihrerseits informieren und die Verbreitung der Medien unterstützen. Regionale und bundesweite Präventionsmaßnahmen gegen Schütteltrauma werden im "Bündnis gegen Schütteltrauma" vereint, um möglichst alle Eltern und werdenden Eltern zu erreichen. Auch das ergab die NZFH-Umfrage: 71 Prozent der befragten Eltern finden die persönliche Beratung wichtiger als die Beratung online (21 Prozent) oder telefonisch (6 Prozent) – ein wichtiger Impuls für alle Akteure, die sich im Bündnis engagieren.

Ein Beitrag von Bärbel Derksen, Dipl. Psych., Psych. Psychotherapeutin, eine der Landeskoordinatorinnen der Frühen Hilfen in Brandenburg am Familienzentrum der Fachhochschule Potsdam

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