direkt zum Hauptinhalt springen

Qualität und Qualitätsentwicklung: Grundlagen

Was bedeuten Qualität und Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen? Wie kann Qualität dialogorientiert weiterentwickelt werden? Wie können der Qualitätsrahmen 2.0 des NZFH und die ergänzenden Praxismaterialien Akteure im Qualitätsentwicklungsprozess unterstützen?

    Grundlegende Informationen und Hinweise zur Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen

    Netzwerke Frühe Hilfen sind inzwischen flächendeckend aufgebaut und halten bedarfsgerechte Angebote für Familien insbesondere in belastenden Lebenslagen bereit. Damit verknüpft ist nunmehr die Aufgabe, die bestehende Qualität der Frühen Hilfen einzuschätzen, zu sichern und darüber hinaus weiterzuentwickeln.

    Die Frühen Hilfen sind ein hochkomplexes, vernetztes Arbeitsfeld. Die Qualität Früher Hilfen und deren Weiterentwicklung muss sich daher auf verschiedene Bereiche beziehen: die Qualität einzelner Angebote, die Qualität des Netzwerks und die Qualität der strukturellen Anbindung. Feste Kriterien, klar erkennbare und überprüfbare Indikatoren für Qualitätsmerkmale sind schwer zu definieren. Im Kontext der Frühen Hilfen müssen sie ausgehandelt werden.

    Netzwerktreffen bieten immer wieder einen Rahmen für fachliche Diskussionen sowie Verhandlungs- und Abstimmungsprozesse, auch um ein gemeinsames Verständnis von Qualität und deren Entwicklung gemeinsam kontinuierlich auszuhandeln und zu schärfen.

    Qualitätsentwicklung als kontinuierlicher Prozess

    Qualitätsentwicklung ist dabei ein Prozess, welcher sich – in Anlehnung an den "Public Health Action Cycle" – als wiederkehrenden Kreislauf mit fünf zentralen Schritten abbilden lässt:

    1. Problem- und Zielbestimmung
    2. Strategieformulierung
    3. Umsetzung
    4. Bewertung
    5. Anpassung und Nachsteuerung

    Zur besseren Darstellung und Lesbarkeit kann die Grafik auch als PDF-Datei heruntergeladen werden.

    Grafik Qualitätsentwicklung als kontinuierlicher Prozess (nicht barrierefrei) (pdf/380 KB)

    Die Qualitätsentwicklungsprozesse beschränken sich dabei nicht nur auf die Prozesse zur "Herstellung" bzw. Sicherstellung von Angeboten der Frühen Hilfen. Sie können ebenso Prozesse innerhalb des Netzwerks Frühe Hilfen betreffen sowie Auswirkungen auf persönlich-fachlicher Ebene haben, zum Beispiel als kontinuierliche Reflexion der persönlichen Haltung und Einstellungen in der eigenen Arbeit.

    Dialogorientierte Qualitätsentwicklung

    Zentrale Aspekte einer dialogorientierten Weiterentwicklung der Qualität in den Frühen Hilfen sind daher:

    • Initiierung gemeinsamer Austausch-, Lern- und Verständigungsprozesse über Berufs-, Organisations- und Hierarchiegrenzen hinweg
    • Beteiligung aller relevanter Akteure, welche gemeinsam im Dialog an den fokussierten Angeboten und Themen arbeiten
    • Arbeit an der Qualität des Miteinanders in Bezug auf:
      • Achtsamkeit und Wertschätzung in einem komplexen und anspruchsvollen Arbeitsumfeld
      • echter Dialog, sowohl als Methode als auch als Haltung
      • (zeitweises) Zurückstellen eigener Meinungen im Kontext wirklichen Zuhörens
      • teilweise Abstand von eigenen Verfahrens- und Denkmustern
      • hohe (Prozess-)Offenheit und Fehlerfreundlichkeit
      • hohe Reflexionsfähigkeit aller Beteiligten
      • Augenhöhe und Respekt
    • Fortwährende Durchführung von Selbstverständigungsprozessen bezüglich Aufgaben, Zielen und der Umsetzungspraxis Früher Hilfen
    • Gemeinsame Entwicklung und Abstimmung zu Konzepten, Prozessen, Standards und Methoden

    Qualitätsentwicklung als kontinuierlicher Prozess und im Dialog

    Eine allgemeine Übersicht über den beschriebenen partizipativen und dialogorientierten sowie kontinuierlichen Qualitätsentwicklungsprozess gibt die nachfolgende Grafik. Auf der Grundlage des Public Health Action Cycle mit fünf zentralen Schritten sind die einzelnen Handlungsschritte abgebildet:

    Zur besseren Darstellung und Lesbarkeit kann die Grafik auch als PDF-Datei heruntergeladen werden

    Grafik Qualitätsentwicklung im Dialog (nicht barrierefrei) (pdf/2 MB)

    • Eingrenzung des Entwicklungsbereichs anhand des Qualitätsrahmens 2.0
    • Einschätzung von Qualitätsaspekten durch die Akteure mit Hilfe von Praxismaterialien
    • Austausch und Verständigungsprozesse im Netzwerk (Erarbeitung einer gemeinsamen Ist-Stand-Analyse)
    • Priorisierung von Entwicklungsbereichen
    • Ideensammlung zur qualitativen Weiterentwicklung
    • Gemeinsame Zielbestimmung
    • Gemeinsam getragene Maßnahmenplanung
    • Umsetzung der Maßnahmen
    • Erfassung von Veränderungen und Wirkungen
    • Gemeinsame Rückschlüsse ziehen
    • Zu Veränderungen und Wirkungen (im Netzwerk) berichten
    • Anpassungen vornehmen
    • Gesamtbetrachtung vornehmen
    • Nachsteuerung (weitere oder neue Schritte planen)

    Der Kreislauf wiederholt sich, wenn die Ergebnisse mit der ursprünglichen Ausgangssituation sowie den daraus abgeleiteten Zielen in Beziehung gesetzt und verglichen werden.

    Ziel ist, eine Kultur der Qualitätsentwicklung zu etablieren, um zukünftig weitere und langfristigere (Entwicklungs-)Ziele sowie damit verbundene Aufgaben bearbeiten zu können.

    Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0

    Der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 kann die Grundlage für einen dialogorientierten und partizipativ gestalteten Qualitätsentwicklungsprozess in Kommunen sein. Er dient dazu, ein gemeinsames Verständnis von Qualität zu entwickeln, indem dieses zusammen mit allen relevanten Akteuren im Dialog diskutiert, kontinuierlich weiterentwickelt und geschärft wird. Die Initiierung von Qualitätsdiskursen ist somit ein erster bedeutsamer Gelingensfaktor für die Qualitätsentwicklung und Qualitätssteigerung der Frühen Hilfen.

    Praxismaterialien für dialogorientierte Qualitätsentwicklungsprozesse

    Die Praxismaterialien des NZFH geben Anregungen zur praktischen Umsetzung des Qualitätsrahmens Frühe Hilfen 2.0. Ist eine Entscheidung über einen zu bearbeitenden Bereich oder ein zu entwickelndes Ziel getroffen, helfen die passenden Praxismaterialien, um diesen Zielbereich tiefergehend zu beschreiben und differenziert zu bearbeiten.

    Die Praxismaterialien sind dazu in einzelne Schritte und entsprechende Teilziele unterteilt. Ausgehend von der Bedarfs- und Ressourcenlage der bearbeitenden Akteure können auch einzelne Schritte/Elemente herausgegriffen werden.