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Dokumentation der Zwischenkonferenz zu den Qualitätsdialogen Frühe Hilfen (QDFH)

Die Zwischenkonferenz hat am 19. November 2020 als digitale Veranstaltung stattgefunden. Mitwirkende der an den Qualitätsdialogen Frühe Hilfen teilnehmenden Kommunen sind virtuell zusammengekommen und haben im Austausch den bisherigen Projektverlauf bilanziert und Zukunftsperspektiven entwickelt.

Ein Jahr lang im Packeis eingefroren – das waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der virtuellen Zwischenkonferenz der "Qualitätsdialoge Frühe Hilfen (QDFH)" natürlich nicht. Aber corona-bedingt waren sie "nur" im Netz unterwegs statt analog auf dem Parkett. Doch das virtuelle Treffen erwies sich als geeignetes Format für Austausch und Kommunikation. So lieferte die Konferenz viele gute Erkenntnisse und Ergebnisse sowie wichtige Impulse für die weitergehende Netzwerkarbeit und Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen.

Teilgenommen haben rund 100 Vertreterinnen und Vertreter der 23 QDFH-Kommunen, die Mitglieder des beratenden Arbeitskreises, Expertinnen und Experten der Landeskoordinierungsstellen sowie Vertreterinnen und Vertreter des Felsenweg-Instituts der Karl Kübel Stiftung und der Auridis-Stiftung, die die Frühen Hilfen finanziell unterstützen.

Im Mittelpunkt der Zwischenkonferenz, die als eine von drei Rahmenveranstaltungen den Qualitätsentwicklungsprozess der teilnehmenden Kommunen begleitet, standen folgende Fragestellungen: Wie können die Angebote der Frühen Hilfen gestaltet werden, damit sie die Bedarfe von Familien treffen? Wie können die Angebote aufeinander abgestimmt und weiterentwickelt werden? Wie kann der politische Rückhalt für Frühe Hilfen in der Kommune gestärkt werden? Wie können kommunalpolitische Daten genutzt werden, um eine gelingende Bedarfs- und Angebotsplanung vornehmen zu können?

Übersicht über den Tagungsablauf und die Referentinnen und Referenten der Zwischenkonferenz

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Grußworte mit Blick zurück und nach vorne

Till Hoffmann vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) verglich in seiner Begrüßung die Situation der Projekt-Teilnehmenden mit jener des Forschungsteams der "Polarstern", die jüngst von einer langen Expedition in eine fremde Welt nach Bremerhaven zurückgekehrt seien und von dort wertvolle Entdeckungen und Ergebnisse mitgebracht hätten. Er wünschte den Konferenzteilnehmenden, dass etwas von dem Enthusiasmus der Polarforschenden überspringen möge und die wertvollen Erfahrungen, die in den QDFH gemacht wurden, den Familien zugutekämen. Till Hoffmann, der die Moderation der Konferenz übernahm, freute sich über das große Engagement, die Frühen Hilfen weiterzuentwickeln und wünschte "viel Spaß bei unserer Expedition".

Auch Mechthild Paul, Leiterin des NZFH, hieß die Gäste der Konferenz willkommen: "Ich habe einen Riesenrespekt vor dem, was Sie alle gerade in diesen anstrengenden Corona-Zeiten in den Kommunen leisten! Und dass wir unser auf Dialog angelegtes Format jetzt digital stattfinden lassen müssen, das ist schon etwas paradox. Aber anders geht es in diesen Zeiten nicht. Die Pandemie stellt alles auf den Kopf. Wir müssen alle lernen, mit der Situation umzugehen." In der Hoffnung, dass technisch alles klappt, freute sie sich auf einen "spannenden inhaltlichen Austausch".

Den inhaltlichen Einstieg übernahmen Christiane Voigtländer und Till Hoffmann: Christiane Voigtländer, stellvertretene Leiterin des Felsenweg-Instituts, warf stellvertretend für alle Beteiligten einen Blick zurück auf die Zeit seit Beginn des Qualitätsentwicklungsprojektes der "Qualitätsdialoge Frühe Hilfen" im Februar 2019. Till Hoffmann skizzierte den Stand der Dinge und schaute nach vorne in den weiteren Projektverlauf.

Anschließend stellte Erik Schäffer von iSPO (Institut für Sozialforschung, Praxisberatung und Organisationsentwicklung GmbH in Saarbrücken) die ersten Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung der "Qualitätsdialoge Frühe Hilfen" (QDFH) vor, die das Institut im Auftrag des NZFH durchführt.

Themenforen mit Online-Beteiligung des Plenums

Inhaltlich eingeleitet von jeweils ein bis zwei Kurzreferaten boten fünf Themenforen den Konferenzteilnehmenden Gelegenheit zum Fachaustausch und Anregungen für den weiteren QDFH-Projektverlauf.

Fragen des Plenums konnten direkt online eingebracht werden, wovon eine Auswahl noch während der Veranstaltung von den Expertinnen und Experten beantwortet wurde.

Themenforum I: Politische Verankerung Früher Hilfen vor Ort

Prof. Dr. Jörg Fischer und Thomas Fügmann

"Netzwerke mit ihrem Fokus auf Konsens können wichtige Impulse in den politischen Bereich geben."

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Themenforum II: Umgang mit kommunalspezifischen Daten für Planung und Steuerung im Bereich der Frühen Hilfen

Jens Pothmann und Olimpio Acerenza    

"Wichtig ist das Zusammenspiel von Konzeption und empirisch gestützten Daten"

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Themenforum III: Partizipation als Querschnittsthema

Prof. Dr. Kathrin Aghamiri   

"Das Thema Partizipation ist nie fertig, es muss Teil einer lebendigen Praxis werden"

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Themenforum IV: Wirkung und Wirksamkeit in den Frühen Hilfen

Benjamin von der Ahe  

"Wirkungsorientierung von vornherein mitdenken"

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Themenforum V: Wissenstransfer: Balance aus Dokumentation und Kommunikation

Gabriele Vollmar  

"Balance aus Dokumentation und Kommunikation"

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Die Zwischenkonferenz endete mit einer Art "Visionale" und der Aufforderung an die Teilnehmenden, sich vorzustellen, welch positive Wirkung die gemeinsame Arbeit im "Netzwerk Frühe Hilfen" bei verschiedenen Zielgruppen entfaltet habe.

Die "Wunderfrage":

Stellen Sie sich vor, wir treffen uns in 2 Jahren wieder. Unsere gemeinsame Arbeit hat Wirkung entfaltet. Was hat sich dadurch in meinem Arbeitsbereich verändert, was im Netzwerk Frühe Hilfen und was bei den Eltern/Familien?                                                  

Die Antworten waren bunt und vielfältig und viele spiegelten die Sehnsucht nach mehr Wissen und Wertschätzung für die Arbeit der "Frühen Hilfen" wider:

Man stellte sich eine nahe Zukunft vor, in der Entscheidungsträgerinnen und -träger ein größeres Verständnis dafür entwickelt hätten, wie schwierig es sei, die Wirkung der Frühen Hilfen exakt zu messen.

Bezogen auf Eltern wünschte man sich, dass sie sich aktiv in die Frühe-Hilfen-Netzwerke einbringen, deren Angebote selbst mit entwickeln und erweitern und dass sie das Gefühl haben, selbst Einfluss auf ihre Situation, ihren Stadtteil und auf kommunaler Ebene zu haben.

Für das "Netzwerk Frühe Hilfen" wiederum entstand die Vision: "Die Teilnehmenden im Netzwerk arbeiten multiprofessionell an den Themen der Frühen Hilfen, und auch der Gesundheitsbereich ist dabei. Wir sind Teil einer Präventionskette."

Fazit und Ausblick

Marc von Krosigk, Geschäftsführer der Auridis Stiftung gGmbH, zeigte sich erfreut über die Mitwirkung und das große Engagement der am Projekt teilnehmenden Kommunen und Landkreise. "Ihre Präventionsarbeit für Familien in den Kommunen ist komplex, herausfordernd und wartet noch auf breite Anerkennung. Das war überraschend für uns als Förderer, dass es für Frühe Hilfen teilweise immer noch so wenig Rückenwind auf Leitungsebene gibt."

Für die verbliebene Laufzeit sieht er Potenziale in der Beteiligung der Leitungsebenen sowie der besseren Verzahnung der Netzwerke der Frühen Hilfen mit bestehenden Planungsprozessen, um die vielen Daten aus verschiedenen Quellen so zusammenzufassen, dass daraus eine gute Planungsgrundlage für wirksame Frühe Hilfen werden kann.

Marc von Krosigk kündigte an, die Auridis Stiftung werde die Qualitätsdialoge Frühe Hilfen weiterhin unterstützen und gemeinsam mit dem NZFH nach Möglichkeiten suchen, auf die Bedarfe in den Kommunen zu reagieren. Ziel sei es zudem, das generierte Wissen nicht nur den 23 Kommunen, die an den QDFH beteiligt seien, sondern auch anderen Kommunen zur Verfügung zu stellen.

Mechthild Paul, NZFH, zeigte sich erfreut vom ertragreichen Ablauf des Tages und erleichtert, dass es gut geklappt hat:  "Ich bin sehr froh, dass wir uns getraut haben, die Konferenz zu machen".

Sie dankte für das Engagement der Referentinnen und Referenten sowie der Teilnehmenden an diesem Tag. Zur Frage der "Wirkung von Frühen Hilfen" sagte sie: "Wirkung zu messen ist ja sehr komplex: Nicht eine Intervention allein zählt, sondern das Zusammenwirken eines ganzen Systems, das wir in den Frühen Hilfen aufgebaut haben - von den Netzwerken, den interdisziplinären Kooperationen und den bedarfsgerechten Angeboten. Und die Daten, die wir dazu erheben, dienen nicht in erster Linie der Kontrolle, sondern des Lernens und Verstehens für die Weiterentwicklung."

Mit den Themen und Referaten der Konferenz habe man eine sehr gute Auswahl getroffen und sie versprach den Teilnehmenden, die einzelnen Themen, die auf der Konferenz zur Sprache gekommen seien, vertiefend nachzubearbeiten.

Drei Punkte aus der "Wunderfrage" griff sie besonders auf, die sie für besonders wichtig hält: 

  • Eltern nutzen Frühe Hilfen gut, auch die schwer zugänglichen Familien 
  • Eltern erleben sich als selbstwirksam 
  • Politik ist von den ressortübergreifenden Frühen Hilfen überzeugt 

Ihr persönliches "Aha-Erlebnis" des Tages sah Mechthild Paul in der Einschätzung von den Netzwerken Frühe Hilfen als "Modell für ein neues Politikverständnis": "Das freut mich! Über die Beteiligungsformate haben wir Formen geschaffen, Menschen mitzunehmen. Mir ist heute klargeworden, dass wir dazu etwas beitragen können und dies wird in der heutigen Zeit immer wichtiger! Dass wir Sie dabei an unserer Seite haben – dafür ganz herzlichen Dank."