Partizipation: Projektverläufe und zentrale Ergebnisse
Beteiligte Kommunen: Stadt Leverkusen, Rhein-Lahn-Kreis und Stadt Salzgitter
Präsentation aus der Stadt Leverkusen
Stefanie Arrondeau von den Frühen Hilfen der Stadt Leverkusen stellte die Ergebnisse, Erfahrungen und etablierten Praxisprojekte zum Schwerpunkt Partizipation vor, die während des Projekts "Frühe Hilfen qualitätvoll gestalten" entstanden sind.
Projektverlauf
Das Ziel, die Qualitätsentwicklung im Netzwerk Frühe Hilfen Leverkusen mit dem Fokus auf gelebte Partizipation weiterzuentwickeln, sei erfolgreich, aber nicht ohne Herausforderungen gewesen, berichtete Stefanie Arrondeau. Zunächst wurde in Workshops der Begriff Partizipation theoretisch reflektiert und geschärft. Um in die Umsetzung zu gelangen, sei eine Gremiumsstruktur und die Benennung fester Verantwortlichkeiten für den gemeinsamen Prozess unabdingbar gewesen. Hier spielten insbesondere die Netzwerkkoordination und Leitungsebenen der Stabsstelle und Jugendhilfeplanung eine wichtige Rolle. Durch den regelmäßigen Austausch in Meetings mit dem NZFH und durch die Einbindung weiterer Akteurinnen und Akteure auf Leitungsebene der Stadt bzw. Kommune sowie der Träger, konnte gemeinsam festgelegt werden, was überhaupt geleistet werden könne. Es wurden drei konkrete Projekte umgesetzt:
- Lotsendienste in medizinischen Einrichtungen
Ein stationärer Lotsendienst im Klinikum sowie ein mobiler Dienst in einer Pilot-Arztpraxis wurden etabliert. Ärztinnen und Ärzte wurden aktiv in Planung und Umsetzung einbezogen. - Elternbefragung in Familienzentren
In enger Zusammenarbeit mit den städtischen Familienzentren wurde eine niedrigschwellige, mehrsprachige Elternbefragung zur Bedarfserhebung durchgeführt. - "Café Vernetzt": Begegnung und Austausch für Familien
Ein Begegnungsformat in und mit Kitas, Schulen und Familienzentren förderte den informellen Austausch zwischen Familien und Fachkräften.
Fazit
Das Projekt habe den Blick auf Partizipation im Netzwerk Frühe Hilfen nachhaltig geschärft, berichtete Stefanie Arrondeau. Besonders wertvoll seien die Verbindung und der Austausch von Fach- und Leitungsebene sowie die Einbindung der Familien und weiterer Expertinnen und Experten aus Gynäkologie, Pädiatrie und Pflege gewesen. Das Netzwerk Leverkusen nehme die Erkenntnis mit, dass "Partizipation verbindet und gemeinsam stark macht – Familien, Fachkräfte, Verwaltung und Politik."
Diskussion
Die Teilnehmenden interessierten sich insbesondere für die Erfolgsfaktoren für eine Partizipation von Ärzteschaft und Eltern bei den vorgestellten Projekten sowie für Evaluationsmöglichkeiten. Es wurden zudem Herausforderungen diskutiert, wie begrenzte Ressourcen, unterschiedliche Interessen der Akteure und die kritische kommunale Haushaltslage.
Präsentation aus dem Rhein-Lahn-Kreis
Syliva Thielen, Mitarbeiterin der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises fragte in Vertretung von Evelin Fatehpour, der Koordinierenden des Netzwerks Kindeswohl des Rhein-Lahn-Kreises zum Einstieg, was die Teilnehmenden unter Partizipation verstehen. Antworten waren unter anderem: Beteiligung/Teilhabe, Einbindung der Elternperspektive, Mitbestimmung und Mitsprache, gleichberechtigter Austausch auf Augenhöhe, Familien befragen, gemeinsame Ausrichtung von Angeboten und Benachteiligung berücksichtigen.
Projektverlauf
Das Projekt fokussierte auf vier Themenschwerpunkte:
- Entwicklung eines Netzwerkbus
- Bedarfserfassung bei Familien
- Lernfeld Partizipation
- Austausch- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Die Schwerpunkte wurden in jeweils eigenen Arbeitsgruppen bearbeitet. Als wesentliches Ergebnis nannte Sylvia Thielen, dass sich zusammen mit der lokalen Volkshochschule eine Arbeitsgruppe Curriculum gebildet habe, die sich für die Umsetzung bzw. Etablierung einer Fachkraft für Partizipation einsetze. Zudem solle ein Fort- und Weiterbildungskurs mit Best-Practice-Beispielen von partizipativen Prozessen, Hospitationsmöglichkeiten und Fachreferierenden angeboten werden. Auch das Projekt "Netzwerkbus" werde weiterbearbeitet. Als Herausforderung habe sich die Beteiligung von Hebammen an Workshops erwiesen. Hier sei es zu Finanzierungsschwierigkeiten gekommen.
Fazit
Sylvia Thielen berichtete, dass für die Umsetzung des Projekts die stetige Kommunikation des Vorhabens und der Ergebnisse nach innen (Netzwerk und Kommunalverwaltung) wie auch nach außen (Öffentlichkeit und Politik, zum Beispiel Gremien) entscheidend gewesen sei. Die Perspektiven von "außen" durch das NZFH und die begleitende Expertin Judith Rieger seien ebenfalls sehr hilfreich gewesen. Insgesamt habe das Netzwerk Kindeswohl durch das Projekt viele Kooperationspartner hinzugewonnen. Auch habe sich die Haltung der Fachkräfte hinsichtlich einer Offenheit für Partizipation weiterentwickelt. Die Erkenntnisse werden in den kommunalen Netzwerken auch an die jeweiligen Netzwerkpartnerinnen und Netzwerkpartner weitergegeben. Grundsätzlich wirke sich die Verinnerlichung des Partizipationsgedankens positiv auf die Arbeit mit der Zielgruppe aus.
Netzwerk Kindeswohl des Rhein-Lahn-Kreises
Präsentation aus der Stadt Salzgitter
Anna Koch-Söchting, ehemalige, und Sandra Sorrentino, neue Koordinierende des Netzwerks Frühe Hilfen Salzgitter, berichteten, dass es vielfältige Diskussionen zum Thema Partizipation im Netzwerk gegeben und ein Professionalisierungsprozess stattgefunden habe.
Projektverlauf
Zu Beginn beschäftigten sich verschiedene Arbeitsgruppen im Netzwerk mit der Definition von Partizipation. Es habe verschiedene Verständnisse von Partizipation im Netzwerk gegeben, je nach beruflichem Kontext und Sichtweise auf das Thema. Das Netzwerk kam zu dem Schluss, dass Partizipation abhängig sei von den Ressourcen, den Rahmenbedingungen, der steuernden Ebene und der eigenen fachlichen Haltung sowie der Zielgruppe. Die Teilhabe an Entscheidungsmacht sei der Schlüsselfaktor für Partizipation. Weitere Ergebnisse des Netzwerks zur Definition von Partizipation waren:
- Vorstufen der Partizipation lassen sich in allen Einrichtungen/Organisationen Früher Hilfen finden.
- Partizipation sei mehr als nur Beteiligung und Bedarfsanalyse, sondern vielmehr Entscheidungsgrundlage für Möglichkeiten und Grenzen.
- Partizipation schaffe Bewusstsein für Werte sowie Macht und Verantwortung.
- Partizipation habe immer zwei Seiten und finde im wechselseitigen Dialog statt.
- Jede Stufe der Partizipationspyramide hat ihre Legitimation und erfordere gleichermaßen vielfältige Zugänge sowie das Nutzen unterschiedlicher Kommunikationskanäle.
In verschiedenen Projekten wurde Partizipation praktisch umgesetzt. Dazu gehörten ein mobiles Familienzentrum, ein Lebensgarten, ein Quatschkiosk, das Angebot Deutsch im Plauderton sowie die
Erweiterung der Familien-App. Darüber hinaus fand ein multiprofessioneller Austausch über Einrichtungsgrenzen hinaus und eine Stärkung bzw. Weiterentwicklung von Netzwerkverbindungen statt.
Fazit
Im Verlauf des Projekts konnten ein gemeinsames professionelles Verständnis von Partizipation und eine entsprechende Haltung im Netzwerk entwickelt werden. Für die Umsetzung von Partizipation helfe
- Neugierde
- Externer Blick
- Themenfokus
- Zielsetzung
- Weitertragen
- Entscheiden & Entspannen
- Richtig viel Spaß haben
- Kontroverse Diskussionen führen
- Netzwerk Frühe Hilfen Salzgitter