Fachgespräch
Marc von Krosigk und Jörg Backes gaben ihre Eindrücke von der Konferenz wieder und warfen einen Blick in die Zukunft.
Marc von Krosigk ist Geschäftsführer der Auridis Stiftung gGmbH, die das Projekt "Frühe Hilfen qualitätsvoll gestalten" kofinanziert. Jörg Backes ist Leiter des NZFH.
Was ist von der Konferenz besonders im Gedächtnis geblieben?
Marc von Krosigk: Zuerst möchte ich mich bei den Konferenzteilnehmenden für ihr Interesse und ihre Mitwirkung bedanken. Die hohe Teilnehmendenzahl zeigt, dass es einen Bedarf an einem Austausch gibt und die Themen Partizipation, politisch-strukturelle Verankerung und Wirkungsorientierung relevant sind. Die sozialen Herausforderungen nehmen immer weiter zu und die Netzwerke Frühe Hilfen leisten in den Kommunen eine wertvolle Arbeit, die die Auridis Stiftung auch weiterhin unterstützen wird.
Jörg Backes: Die Onlinekonferenz war sehr lebendig und es gab einen regen Austausch. Das zeigt, dass Qualitätsentwicklung nichts Langweiliges ist, sondern auf großes Interesse stößt. Die Frühen Hilfen gibt es seit 18 Jahren. Dass Themen wie Partizipation immer wieder diskutiert werden, macht deutlich, wie nah die Netzwerke und Fachkräfte an den Familien sind. Die Beteiligung der vielen unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure an der Konferenz weist darauf hin, wie breit die Frühen Hilfen aufgestellt sind. Die Konferenz hat auch gezeigt, dass die Themen Partizipation, politisch-strukturelle Verantwortung und Wirkungsorientierung eine Trias bilden und ineinandergreifen.
Was bedeuten die Erkenntnisse der Konferenz für die Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen?
Jörg Backes: Für die Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen ist die Netzwerkarbeit weiterhin zentral. Denn es sind die Netzwerke, die die Frühen Hilfen voranbringen. Dies gilt besonders jetzt, wenn ältere Netzwerkakteurinnen und -akteure in den Ruhestand gehen und eine neue Generation in die Netzwerke kommt. Diese neuen Netzwerkmitglieder wollen und müssen wir mitnehmen.
Warum lohnt es sich, einen qualitätsorientierten Dialog mit den Kommunen zu erarbeiten und zu unterstützen?
Marc von Krosigk: Austauschformate und praxisnahe Unterstützung bieten den Kommunen die Möglichkeit, voneinander zu lernen und entsprechende Prozesse umzusetzen. Die Auseinandersetzung mit qualitätsorientierten Entwicklungsprozessen in den Kommunen bringt gute Effekte. Ein gutes Beispiel ist die Einführung des Wirkmodells in Rosenheim. Der Prozess war abstrakt, doch am Ende steht die Erkenntnis: Es hat sich gelohnt. Die Konferenz trägt dazu bei, andere Kommunen zu inspirieren, ähnliche Prozesse umzusetzen.
Mit Blick auf die Zukunft: Was wird weiterhin wichtig in den Frühen Hilfen sein und was wird gebraucht werden?
Jörg Backes: Insbesondere das Thema politisch-strukturelle Verankerung der Frühen Hilfen wird noch einmal an Bedeutung gewinnen. Viele Kommunen stellen die Frage, was die Frühen Hilfen leisten. Die Wirkungsorientierung ermöglicht hier gute Antworten, jenseits von finanziellen Aspekten. Zudem können die Frühen Hilfen auf aktive Netzwerke zurückgreifen, die bei der politisch-strukturellen Verankerung helfen.
Marc von Krosigk: Die Bedarfe von Familien unterliegen permanenten gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Somit werden immer wieder neue Antworten benötigt. Die Qualitätsentwicklungsprozesse, aber auch der gegenseitige Austausch, bleiben auch in Zukunft wertvoll. Auch die politischen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Ich finde, die Frühen Hilfen können in ihrem Narrativ, was Frühe Hilfen leisten und anstreben, gegenüber der Politik auch mutiger werden. Die Frühen Hilfen müssen auf kommunaler Ebene, aber auch in der Landes- und Bundespolitik, besser sichtbar werden. Die Arbeit in anderen Bereichen wird ebenfalls immer sichtbarer. Das gilt beispielsweise für die Präventionsketten für ältere Kinder. Die Frühen Hilfen und Präventionsketten können sich hier gegenseitig verstärken.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten wird es in der zweiten Hälfte des Projekts "Frühe Hilfen qualitätvoll gestalten: Prozessbegleitung kommunaler Netzwerke" geben?
Jörg Backes: Wir werden auf jeden Fall weiterhin Maßnahmen zum Erkenntnistransfer leisten, sei es mit Materialien oder Veranstaltungen. Das sich so viele Kommunen für die 2. Projektphase beworben haben, zeigt, dass der Bedarf da ist. Auch die föderale Zusammenarbeit in den Frühen Hilfen und der Austausch mit Anschlussstellen wie den Präventionsketten werden wir weiter vorantreiben.
Marc von Krosigk: Durch die Kooperation mit dem NZFH können wir Kommunen mit Veranstaltungen wie heute auch weiterhin unterstützen. Die stärkere Sichtbarkeit der Frühen Hilfen auf kommunaler Ebene sowie in der Landes- und Bundespolitik steht für uns ebenfalls im Fokus. Die eigentliche Arbeit wird von den Frühen Hilfen vor Ort erbracht. Dafür vielen Dank.