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Werkstatt-Tag für Qualifizierende in den Frühen Hilfen am 26. November 2019 in Kassel

Einblicke in den Fachaustausch an den Themen-Tischen

1. Interdisziplinarität als Arbeitsprinzip in den Frühen Hilfen

Interdisziplinarität stellt ein zentrales Arbeitsprinzip der Frühen Hilfen dar. Dies beinhaltet, dass Akteure unterschiedlicher Fachdisziplinen in Netzwerken Frühe Hilfen, aber auch mit Eltern, Kindern  und weiteren Angehörigen zusammenarbeiten. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit gewinnt besonders dann an Bedeutung, wenn anspruchsvolle Versorgungssituationen vorliegen, in denen eine einzelne Berufsgruppe nicht (mehr) über ausreichende Expertise verfügt, um alleine auf komplexe Bedürfnisse der Familien zu reagieren. Sie ist daher mehr als nur ein Nebeneinander verschiedener Berufsgruppen, die mit derselben Familie arbeiten.

In einem multiprofessionellen Team, das den Austausch pflegt und gemeinsame Zielsetzungen anstrebt, treffen auch unterschiedliche professionelle Kulturen aufeinander. Voraussetzung in der Praxis sind Zeit, ein fachliches Konzept, aber auch finanzielle Rahmenbedingungen.

An diesem Tisch standen unter anderem die folgenden Fragen im Mittelpunkt: Welchen Beitrag kann Qualifizierung für eine erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit leisten? Wie werden Qualifizierungsteilnehmende dazu angeregt, ihr eigenes berufliches Selbstverständnis zu reflektieren oder die Fähigkeiten der anderen involvierten Berufsgruppen kennenzulernen, zu respektieren und im Sinne der Familie einzusetzen?

  • Perspektive von oben auf einen Themen-Tisch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Silke Seiffert sitzt an einem Thementisch.

    "Es braucht Raum für Austausch und die Familien sollten einbezogen werden". Diese Anliegen werden am Themen-Tisch diskutiert.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Silke Seiffert steht vor einem Ergebnis-Plakat und spricht ins Mikrofon.

    Silke Seiffert präsentiert die Ergebnisse des Austauschs zur Interdisziplinarität als Arbeitsprinzip der Frühen Hilfen.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

2. Haltung von Fachkräften

In den Frühen Hilfen wird von Fachkräften erwartet, dass sie grundsätzlich eine professionelle Haltung einnehmen. So sollen beispielsweise die Akteure aus den Systemen des Gesundheitswesens und der Kinder-Jugendhilfe eine gemeinsame Haltung im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft für Familien und ihre Kinder entwickeln. Freiwillige und Fachkräfte in den Frühen Hilfen sollen Familien wertschätzend und empathisch begegnen.

Der Austausch an diesem Themen-Tisch bezog sich auf folgende Fragen: Wie entwickelt sich Haltung und welche Dimensionen von "Haltung" gibt es? Wie können Fachkräfte und Freiwillige (neue) Selbstkompetenzen entwickeln? Wie kann im Rahmen der Qualifizierungen mit den Fachkräften am Thema "Haltung" gearbeitet werden?

  • Kristin Adamaszek sitzt an einem Themen-Tisch und spricht.

    Kristin Adamaszek leitet die Diskussion am Thementisch.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Perspektive von oben auf einen Thementisch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Kristin Adamaszek steht vor einem Ergebnis-Plakat, zeigt darauf und spricht ins Mikrofon

    Kristin Adamaszek fasst die Diskussion zu Haltung von Fachkräften in den Frühen Hilfen zusammen.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

3. Nachhaltigkeit von Qualifizierung

Eine nachhaltige Wirksamkeit beruflicher Bildungsmaßnahmen ist auch Ziel der Qualifizierung in den Frühen Hilfen vor allem unter dem Aspekt eines erfolgreichen Transfers von Innovationen sowie einer dauerhaften Wirksamkeit von beruflichen Lehr- und Lernprozessen. Die nachhaltige Wirkung von Lernprozessen ist vor allen Dingen dann gegeben, je mehr Lerninteressen und Qualifizierungsinhalte übereinstimmen. Die vielfältige Qualifizierungslandschaft der Frühen Hilfen bietet diesbezüglich gute Chancen. Die Qualifizierung soll dabei einen möglichst breiten Kompetenzerwerb und eine Handlungsorientierung ermöglichen.

Fragen an diesem Themen-Tisch waren dazu: Inwieweit schließen Kompetenzerwerb und Handlungsorientierung an biographische und lebensweltliche Erfahrungen der Fachkräfte und Freiwilligen an? Wie stehen Standardisierungen im Verhältnis zu den vielfältigen Lerninteressen und Lernzugängen der Teilnehmenden? Wie können nachhaltige (lebenslange) Lernprozesse angeregt werden?

  • Perspektive von oben auf einen Thementisch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen um einen runden Tisch

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Birgit Averbeck steht vor zwei Ergebnis-Plakaten und spricht ins Mikrofon

    Birgit Averbeck erläutert den Austausch dazu, dass es die kleinen Dinge sein können, die die Nachhaltigkeit von Qualifizierung ausmachen.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

4. Berufsvielfalt in den Frühen Hilfen und deren Folgen für die Qualifizierung

Die Frühen Hilfen sind ein vielfältiges und auch anspruchsvolles Tätigkeitsfeld. Eine "neue" berufliche Vielfalt wird sich zudem aufgrund der umfassenden Änderungen in der grundständigen Berufsqualifizierung sowohl für Hebammen als auch für Pflegefachkräfte entwickeln, zum Beispiel durch die zunehmende Akademisierung und die Entwicklung der generalistischen Pflegeausbildung. Ziel der Qualifizierung in den Frühen Hilfen ist es, die Fachkräfte auf die jeweilige Aufgabe in den Familien gut vorzubereiten.

An diesem Themen-Tisch stand daher insbesondere die Frage im Fokus, welche Innovationen, aber auch welche Bedarfe sich aufgrund dieser Entwicklungen für die Qualifizierung in den Frühen Hilfen ergeben.

  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen um einen runden Tisch

    Volker Syring moderiert den Thementisch zur Berufsvielfalt.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Perspektive von oben auf einen Thementisch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern

    "Mehr gemeinsam Lernen" ist eine Idee, die am Thementisch zur Berufsvielfalt besprochen wurde.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Volker Syring steht vor zwei Ergebnis-Plakaten und spricht ins Mikrofon

    Die Diskussion zur Berufsvielfalt in den Frühen Hilfen und deren Folgen für die Qualifizierung fasst Volker Syring zusammen.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

5. Schnittstellen der Versorgungssysteme

Frühe Hilfen sind mehr als ein Schnittstellen- bzw. Schnittmengenthema verschiedener Sozialgesetzbücher. Sie entwickeln sich zu einem eigenständigen Versorgungselement, das bereits bestehende Leistungen für Familien ressourcenschonend bündelt und innovative Unterstützungsformen entwickelt, um auf diese Weise den unterschiedlichen Bedarfen der Familien Rechnung zu tragen. Sie füllen Lücken an den Schnittstellen der Systeme und wenden sich insbesondere an Familien in psychosozialen Belastungssituationen. Häufig weisen Familien in schwierigen Lebenslagen mehrere Belastungsfaktoren auf, wodurch sich die Risiken für eine negative Entwicklung erhöhen können. In zumeist dynamischen Hilfeverläufen sind dann interdisziplinäre Einschätzungen des familiären Unterstützungsbedarfs sinnvoll und erforderlich.

Der Austausch an diesem Themen-Tisch beleuchtete folgende Fragen: Was kann und leistet Qualifizierung, damit die Lotsenfunktion der Fachkräfte und Freiwilligen  den Systemübergang von Unterstützungsangeboten unterschiedlicher Anbieter für die Familien ebnet? Wie sollte Qualifizierung gestaltet sein, damit sich Fachkräfte gut auf die Aufgaben vorbereitet fühlen? Wie muss Qualifizierung mit Blick auf die Schnittstellen der Versorgungssysteme gestaltet sein?

  • Eva Sandner sitzt an einem Thementisch und spricht.

    Eva Sandner moderiert den Thementisch.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Perspektive von oben auf einen Thementisch mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern

    Die Einbeziehung von medizinischen Fachangestellten in die Qualifizierung wird als ein wichtiger Aspekt diskutiert.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Eva Sandner steht vor einem Ergebnis-Plakat und spricht ins Mikrofon

    In der Zusammenfassung der Diskussion zu den Schnittstellen der Versorgungssysteme

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

6. Koordinierende sowie Patinnen und Paten für Kinder psychisch kranker Eltern gut qualifizieren

Grundsätzlich unterscheiden sich die Hilfen für psychisch beeinträchtigte Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern bezüglich der Zielsetzungen und der Inhalte nicht von den üblichen Angeboten der Frühen Hilfen. Dennoch ist die Arbeit mit psychisch beeinträchtigten Eltern und ihren Kindern fachlich und persönlich anspruchsvoll und bedarf eines guten Qualifizierungsangebots, dass beispielweise sensibilisiert für die besonderen Belastungen und Bedürfnisse der Eltern und Kinder.

Die Grundidee eines Patenschaft-Angebotes ist, Kindern mit einem psychisch erkrankten Elternteil eine emotional stabile Bezugsperson, eine "Patin" oder einen "Paten", an die Seite zu stellen.

Die Patinnen oder Paten engagieren sich zumeist ehrenamtlich und werden durch Fachkräfte der Frühen Hilfen koordiniert. Es entsteht daher ein Dreieck aus koordinierender Fachkraft, Patin oder Paten und der Familie, das auch in der Qualifizierung berücksichtigt werden muss.

Folgende Fragen standen an diesem Tisch im Mittelpunkt: Welche Schwerpunkte, Inhalte und Methoden sind maßgeblich für koordinierende Fachkräfte der Frühen Hilfen, welche für die Paten und Patinnen von Kindern psychisch kranker Eltern?

  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen an einem Tisch, im Vordergrund liegt ein Plakat auf dem Boden

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

  • Dr. Petra Kleinz steht vor einer Plakatwand und hält ein Mikro in der Hand, vor ihr sind ein paar Stuhlreihen mit Teilnehmenden

    Dr. Petra Kleinz fasst den Austausch zusammen: Wichtig seien ein Bewusstsein für die Biografie der Eltern, die Feinfühligkeit der Fachkräfte und einen Anker für Familien durch fortlaufende Angebote zu bieten.

    (Foto: NZFH/André Wagenzik)

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