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Online-Forum: Freiberufliche Hebammen und Frühe Hilfen

Gemeinsam mit dem Deutschen Hebammenverband (DHV) hat das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) zu einer Online-Veranstaltung zum Eckpunktepapier "Freiberufliche Hebammen in den Frühen Hilfen" eingeladen. Die beiden Autorinnen stellten zentrale Aspekte der Publikation als Grundlage für den anschließenden Austausch vor. Rund 130 Personen nahmen an dem Seminar am 23. Juni 2022 teil, das hier als Aufzeichnung vorliegt.   

Das im Mai 2022 veröffentlichte Eckpunktepapier "Freiberufliche Hebammen in den Frühen Hilfen" ist auf Anregung eines Workshop für Hebammen und Familienhebammen beim 15. Deutschen Hebammenkongress im Mai 2019 entstanden. Der vom Deutschen Hebammenverband e. V. (DHV) und dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) ausgerichtete Workshop hatte zum Ziel, das Potential freiberuflicher Hebammenarbeit in den Frühen Hilfen herauszuarbeiten.

Im Auftrag des NZFH haben die beiden Autorinnen Prof. Dr. Martina Schlüter-Cruse, Professorin für Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Gesundheit in Bochum, und Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein, Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaft an der Hochschule Osnabrück, Ergebnisse aus diesem Workshop näher beleuchtet, weiterentwickelt und in Form des Eckpunktepapiers zusammengetragen. Unterstützt wurden sie dabei unter anderem von Ulrike von Haldenwang, DHV.

Aufzeichnung der Online-Veranstaltung

Video DHV-Online-Forum

Grußworte

Ulrike Geppert-Orthöfer

Die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes beschreibt das Eckpunktepapier als Meilenstein für die Hebammenarbeit und für die Frühen Hilfen. Sie erläutert in ihrem Grußwort anhand von drei Punkten, warum das Eckpunktepapier aus ihrer Sicht so überzeugend und wertvoll ist:

  • Dass die wissenschaftliche Ausarbeitung auf der Grundlage des Workshops beim Deutschen Hebammenkongress geschehen ist, sorgt für praktische Relevanz, hohe Glaubwürdigkeit und Akzeptanz des Eckpunktepapiers.
  • Zudem werden Hebammen in dem Eckpunktepapier als Brücke zwischen den Hilfesystemen und der Beruf der Hebamme als Public-Health-Beruf gesehen.
  • Und das Eckpunktepapier sieht Hebammen nicht nur als Türöffner für Familien, sondern blickt auch auf Hebammen selbst und ihre Bedarfe.

(In der Aufzeichnung: von Beginn bis Minute 10)

Mechthild Paul

Die Leiterin des NZFH stellt in ihrem Grußwort Struktur und Aufgaben des NZFH sowie die Kernelemente der Frühen Hilfen vor. Sie geht dabei insbesondere auf den systemübergreifenden Ansatz ein, der ebenso grundlegend und typisch für die Arbeit von freiberuflichen Hebammen ist wie für die Frühen Hilfen. 

Das Thema und die politische Bedeutung des Eckpunktepapier ordnet sie abschließend in den Gesamtkontext des Nationalen Gesundheitsziels Gesundheit rund um die Geburt ein. An dem Aktionsplan zur Umsetzung des Gesundheitsziels wirken auch das NZFH und der DHV aktiv mit. 
(In der Aufzeichnung: etwa von Minute 11:20 bis 26:10)

Vorstellung des Eckpunktepapiers

Prof. Dr. Martina Schlüter-Cruse

Die Professorin für Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Gesundheit Bochum und eine der beiden Autorinnen des Eckpunktepapiers skizziert Besonderheiten der Hebammenarbeit. Zudem gibt sie Empfehlungen für die Praxis der Frühen Hilfen, um die sektorenübergreifende Zusammenarbeit von freiberuflichen Hebammen mit den Einrichtungen und Akteuren des Sozialwesens und den Frühen Hilfen weiter zu verbessern.

Grundlegend ist dabei die Erkenntnis, dass freiberufliche Hebammen von den Frühen Hilfen profitieren und umgekehrt. Abschließend zeigt sie auf, in welchen Bereichen Nachjustierungen nötig sind, um das Potenzial noch mehr auszuschöpfen.
(In der Aufzeichnung: etwa von Minute 26:56 bis 37:55)

Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein

Die Professorin für Pflege- und Hebammenwissenschaften an der Hochschule Osnabrück und eine der beiden Autorinnen blickt auf den Kompetenzerwerb von Hebammen, der erforderlich ist, um psychosozial belastete Familien zu betreuen. Auf Grundlage des reformierten und seit Anfang 2020 gültigen Hebammengesetzes erfolgt der Zugang in das Berufsfeld der Hebamme zukünftig ausschließlich über ein Studium.

Als wesentliche Anknüpfungspunkte für den Kompetenzerwerb erläutert sie die verbindlichen Praxiszeiten, die den theoretischen Studienanteil ergänzen. Zur Umsetzung bedarf es der Zusammenarbeit von Hochschulen mit Praxiseinrichtungen wie Kliniken oder außerklinisch tätigen freiberuflichen Hebammen.
(In der Aufzeichnung: etwa von Minute 37:56 bis 50:58)

Fragen, Austausch und Abschluss

Fragen der Teilnehmenden

(In der Aufzeichnung: etwa von Minute 52:10 bis 1:08:47)

Im Anschluss an die Kurzbeiträge zeichnet sich seitens der Teilnehmenden großer Informationsbedarf zu den Praxiseinsätzen als Teil des Hebammenstudiums ab, zu Rahmenbedingungen, Voraussetzung, Ausgestaltung und Umsetzung in den Frühen Hilfen.

Kernpunkte sind:

  • Praxiseinsätze von Studierenden bei freiberuflichen Hebammen
  • Ausgestaltung der Praxiseinsätze
  • Möglichkeiten der Landeskoordinierenden Frühe Hilfen hinsichtlich der Praxiseinsätze

Fragen zum Eckpunktepapier

Drei Fragen an die Autorinnen des Eckpunktepapiers richten den Fokus nochmal auf die darin zusammengetragenen Empfehlungen, die hier stichwortartig zusammengefasst sind:

Wie schaffen wir es, insbesondere belastete Familien mit dem Angebot der Begleitung durch eine Hebamme zu erreichen?
(In der Aufzeichnung von 1:08:50 bis 1:15:50)

  • Zugänge: Hebammenzentralen als niedrigschwellige Zugänge ausbauen und Vernetzung von freiberuflichen Hebammen verbessern, z.B. mit Schwangerschaftsberatungsstellen und gynäkologischen Praxen
  • Angebote: Weitere Angebote und passgenaue Formate schaffen, z.B. Angebote in einfacher Sprache, Online-Beratung, sowie Schaffen passender Modelle, z.B. mit regelmäßigen Zeitslots für kurzfristige Anfragen
  • Öffentlichkeitsarbeit: Hebammenzentralen und Hebammenambulanzen bekannt machen

Welche Aufgaben und welche Möglichkeiten haben Kommunen, um Zugangswege für belastete Familien auszubauen?
(In der Aufzeichnung von Minute 1:16:02 bis 1:17:26)

  • Ausbau von Kontaktstellen und Beratungsstellen für Familien
  • Ausbau von Kontaktstellen für Hebammen, Unterstützung von Hebammen durch Kooperationen und Netzwerkarbeit
  • Förderung des Ausbaus von Hebammenzentralen

Welche politischen Schritte braucht es für die Umsetzung?
(In der Aufzeichnung von Minute 1:17:32 bis 1:21:01)

  • Honorierung des Mehraufwandes für die Betreuung von psychosozial belasteten Familien
  • Honorierung der zusätzlichen Arbeit im Netzwerk Frühe Hilfen
  • Nachhaltige Implementierung und Unterstützung von Hebammenzentralen

Abschluss

(In der Aufzeichnung von Minute 1:21:15 bis 1:22:42)

Mechthild Paul betont abschließend, wie wichtig es ist, zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen freiberuflichen Hebammen und Frühen Hilfen über Sektorengrenzen hinaus zu agieren. Daher wäre es wünschenswert, die Empfehlungen des Eckpunktepapiers und die Ergebnisse des Austauschs bei der Umsetzung des Aktionsplans zum Nationalen Gesundheitsziel Gesundheit rund um die Geburt zu berücksichtigen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Jörg Backes, NZFH, BZgA, und Ulrike von Haldenwang, DHV.

Das Eckpunktepapier war auch Thema einer Veranstaltung beim Kongress Armut und Gesundheit 2021.
Die Impulsvorträge von Prof. Dr. Martina Schlüter-Cruse, Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein und Ulrike von Haldenwang sowie die anschließende Diskussion sind hier auf fruehehilfen.de ausführlich dokumentiert.