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Bestandsaufnahme Frühe Hilfen – Ausgewählte Ergebnisse

Zentrale Ergebnisse der Bestandsaufnahmen Frühe Hilfen zwischen 2008 und 2012 mit Daten zum Stand des Auf- und Ausbaus Früher Hilfen in den Kommunen, einem Überblick über die Träger aufsuchender Früher Hilfen und der Entwicklungsbedarfe seitens der Kommunen

Der Stand des Auf- und Ausbaus Früher Hilfen in den Kommunen

95,8 Prozent der Jugendämter beteiligten sich im Sommer 2012 an der telefonischen Befragung durch das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH). Die Ergebnisse der dritten Teiluntersuchung zeigen, dass die Jugendämter ihre Verantwortung als Steuerungsinstanz im Bereich Früher Hilfen wahrnehmen und dass der Ausbau von Netzwerken mit Zuständigkeit für Frühe Hilfen und/oder Kinderschutz auf einem guten Weg, aber noch nicht abgeschlossen ist.

Erfreulich ist, dass es in fast 90 Prozent der Kommunen Frühe Hilfen gibt, bei denen Familien in ihrem häuslichen Umfeld aufgesucht werden. 85 Prozent der Jugendämter haben zudem bereits Erfahrung in der Kooperation mit (Familien-)Hebammen und/oder Kinderkrankenpfleger/-innen, die Familien in belastenden Lebenslagen aufsuchen. Mitunter wurden von den Befragten Gründe für begonnene, aber letztlich gescheiterte Kooperationsgespräche mit (Familien-)Hebammen genannt. Insbesondere fiel es schwer, sich über die Vergütung des Einsatzes und die Klärung der Rollenverteilung bei der Fallbearbeitung zu verständigen.

Überblick über die Träger aufsuchender Früher Hilfen

Bei der dritten Teiluntersuchung der Bestandsaufnahme ging es unter anderem darum zu erfahren, welche Träger aufsuchende Frühe Hilfen anbieten. Das Ergebnis war beeindruckend: Insgesamt wurden 1.316 Träger genannt. Das NZFH konnte aus den Angaben 1.400 aufsuchende Angebote identifizieren.

58,4 Prozent der Angebote werden von freien Trägern durchgeführt, 41,6 Prozent von öffentlichen Trägern. Aufsuchende Angebote Früher Hilfen werden überwiegend von Fachkräften durchgeführt (79,6 Prozent). Am häufigsten werden Besuchsdienste mit Fachkräften genannt, die über einen Begrüßungsbesuch hinausgehen (36,6 Prozent). 15,6 Prozent der Angebote sind Besuchsdienste, die von (Familien-)Hebammen durchgeführt werden. Diese Angebotsform wurde in allen Bundesländern genannt. Bei 20,4 Prozent der Angebote werden Laien eingesetzt, beispielsweise Besuchsdienste mit Familienpaten (11,6 Prozent).
Als Träger aufsuchender Angebote Früher Hilfen werden im Bereich der öffentlichen Träger insbesondere Jugendämter genannt (34,1 Prozent der Angebote), im Bereich der freien Träger vor allem die Angebote von katholischen (15,2 Prozent) und evangelischen (12,2 Prozent) Trägern.
Ein zentrales Merkmal Früher Hilfen ist die interdisziplinäre Kooperation und eine entsprechende systemübergreifende Angebotsvielfalt. Im Bereich der aufsuchenden Frühen Hilfen fällt das Engagement der Träger aus den verschiedenen Hilfesystemen regional sehr unterschiedlich aus (Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitshilfe, Schwangerschaftsberatung, Frühförderung).
So wurden beispielsweise Angebote von Frühförderstellen in Bayern (13,5 Prozent) und im Saarland (12,5 Prozent) recht häufig genannt, von den Jugendämtern in allen anderen Bundesländern hingegen kaum oder gar nicht.

Wo sehen Kommunen Entwicklungsbedarf bei Frühen Hilfen?

In einer weiteren Befragung der Jugendämter ging es um den Entwicklungsbedarf in den Frühen Hilfen aus Sicht der Jugendämter. Knapp über die Hälfte der Jugendämter haben die Fragen beantwortet, die sich auf die drei Förderbereiche beziehen: Netzwerke mit Zuständigkeit Frühe Hilfen, Einsatz von Familienhebammen und vergleichbaren Berufsgruppen sowie Ehrenamtsstrukturen und in diese Strukturen eingebundene Ehrenamtliche. 

Hochgerechnet auf das gesamte Bundesgebiet, zeichnet sich ab, dass über 90 Prozent der Kommunen planen, Mittel aus der Bundesinitiative Frühe Hilfen zu beantragen. Eine hohe Beteiligungsquote ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Bundesinitiative, deren Ziel es ist, das Feld der Frühen Hilfen flächendeckend weiterzuentwickeln und zu verstetigen. In welchem Bereich die Kommunen ihren größten Förderbedarf im Rahmen der Bundesinitiative sehen, ist von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich. In der Gesamtschau und bezogen auf die drei Förderbereiche wird der höchste Entwicklungsbedarf im Bereich "Einsatz von Familienhebammen und vergleichbaren Berufsgruppen" gesehen. Zwei von drei befragten Jugendämtern geben hier einen hohen bis sehr hohen Entwicklungsbedarf an. Aber auch die beiden anderen Bereiche "Netzwerke mit Zuständigkeit für Frühe Hilfen" sowie "Ehrenamtsstrukturen und in diese Strukturen eingebundene Ehrenamtliche" werden als Ausbaubereiche benannt und von etwas über 40 Prozent der Jugendämter mit hohem oder sehr hohem Entwicklungsbedarf gekennzeichnet.

Viele Jugendämter haben zum Teil sehr ausführlich weitere Entwicklungsfelder und Herausforderungen benannt, die über die von der Bundesinitiative Frühe Hilfe geförderten Maßnahmen hinausgehen. Diese sind vor allem:

  • Verbindliche Kooperation von Jugendhilfe und Gesundheitshilfe, die auch für das Gesundheitssystem gesetzlich festgeschrieben wird
  • Ausweitung der vom Bund geförderten Maßnahmen und Berufsgruppen, die bislang nicht berücksichtigt werden (bspw. Elternbildungskurse und sozialpädagogische Fachkräfte)
  • Förderung von Kindern durch Angebote Früher Hilfen
  • Förderung von Angeboten und Strukturen, die schon vor dem 1.1.2012 bestanden haben
  • Erhöhung und Verstetigung der finanziellen Fördermittel

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