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Zum Stand des strukturellen Auf- und Ausbaus der Frühen Hilfen in Deutschland

Ergebnisse der NZFH-Kommunalbefragungen und Hinweise zu NZFH-Beiträgen zur Qualitätsentwicklung

Christopher Peterle, wissenschaftlicher Referent in der Fachgruppe Frühe Hilfen im NZFH am DJI, stellte zentrale Ergebnisse aus den Kommunalbefragungen zu Entwicklungsthemen der Frühen Hilfen vor. Jörg Backes, Leiter des Fachgebiets Aufgabenplanung und Nationale Zusammenarbeit im NZFH in der BZgA, informierte ergänzend über NZFH-Beiträge zur Qualitätsentwicklung, Produkte und entsprechende Publikationen, die u.a. auf Grundlage der Erkenntnisse aus diesen Befragungen erarbeitet wurden.

Mit den Kommunalbefragungen werden seit 2013 regelmäßig Daten zum Aus- und Aufbau der Frühen Hilfen in Deutschland im Sinne eines fortlaufenden Monitorings erhoben. An der Befragung im Jahr 2021 haben alle 570 von der Bundesstiftung Frühe Hilfen geförderten Kommunen teilgenommen. 

Weitere Informationen zu den Kommunalbefragungen und ausgewählte Ergebnisse zum strukturellen Auf- und Ausbau der Frühen Hilfen: Kommunalbefragungen.

Die Entwicklung der Frühen Hilfen und die Beiträge des NZFH bei der wissenschaftlichen Begleitung und der Qualitätsentwicklung wurden in verschiedene Publikationen des NZFH dokumentiert:

Wie entwickeln sich die Netzwerke Frühe Hilfen?

Bis zum Ende des Jahres 2020 waren Netzwerke für Frühe Hilfen in 99,5 Prozent aller Kommunen mit einem Jugendamt etabliert. Die Anzahl der Netzwerke Frühe Hilfen ist von 706 im Jahr 2013 auf 939 im Jahr 2020 gestiegen. Auch die Zahl der Netzwerkkoordinierenden ist bundesweit angestiegen. 

Auf Grundlage der Kommunalbefragungsergebnisse können zudem Aussagen über die Verbreitung von Kooperationsformen in den Frühen Hilfen gemacht werden. Daten zur systematischen Vermittlung von Eltern mit Neugeborenen über sogenannte „Lotsendienste“ in Angebote der Frühen Hilfen zeigen jeweils eine deutlich gestiegene Verbreitung dieser Dienste in Geburtskliniken, Kinderkliniken und in pädiatrischen Praxen (im Jahr 2017 hatten knapp 60 Prozent der Kommunen einen Lotsendienst in einer Geburtsklinik, Jahr 2020 über 80 Prozent; der Anteil an Lotsendiensten in Kinderkliniken ist von gut einem Drittel auf knapp 60 Prozent gestiegen, bei pädiatrische Praxen von knapp 30 Prozent auf knapp 60 Prozent der Kommunen).

Zentrale Ergebnisse zur Struktur und Ausgestaltung der Netzwerkkoordination in Kommunen sowie zu den Herausforderungen zur Weiterentwicklung sind inzwischen in einem Faktenblatt zusammengefasst:

Faktenblatt: Netzwerkkoordinierende in den Frühen Hilfen (pdf/291 KB)

Wie gestalten sich interdisziplinäre Kooperationen?

Neben den Kommunalbefragungen lieferten weitere Forschungsprojekte umfassende Erkenntnisse zur Ausgestaltung und Qualität von Kooperationsformen in den Frühen Hilfen. Als Beiträge zur Qualitätsentwicklung wurden auf dieser Grundlage unter anderem Eckpunktepapiere erarbeitet, zum Beispiel:

Wie entwickelt sich die Koordinierung von Netzwerken? Welche Probleme können im Bereich der Netzwerkkoordinierungsstellen identifiziert werden?

Neben der personellen Ausstattung kann mit den Kommunalbefragungen auch die Verbreitung von fachlichen Standards in den kommunalen Netzwerkkoordinierungsstellen seit 2013 nachgezeichnet werden. Der Austausch mit Netzwerkkoordinierenden (NWK) anderer Kommunen war bereits zu Beginn der Bundesinitiative Frühe Hilfen sehr weit verbreitet, ebenso der interne Austausch. Gestiegen ist die Verbreitung zum Beispiel von schriftlichen Aufgabenprofilen für die NWK oder Möglichkeiten der Reflexion, bspw. die Nutzung von Supervisionsangeboten.
Weitere Auswertungen und Analysen der Kommunalbefragungen zum Stand der Qualitätsentwicklung sind in einem Materialienband zusammengefasst: Material Frühe Hilfen, Band 13: Stand der Qualitätsentwicklung in den Frühen Hilfen

Zentrale Projekte des NZFH zur Unterstützung der Qualitätsentwicklung in kommunalen Netzwerken und bei Planungsprozessen wurden unter anderem auf dieser Datenbasis (weiter-)entwickelt:

Wie entwickelt sich das Angebot der Längerfristigen aufsuchenden Betreuung und Begleitung durch Fachkräfte in den Frühen Hilfen? Welche Herausforderungen können identifiziert werden?

Der Anteil an Kommunen mit Angeboten der Längerfristigen aufsuchenden Betreuung und Beratung (LaB) lag 2013 bei gut 80 Prozent und ist bis 2020 auf 97 Prozent angestiegen. Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse mit Gesundheitsfachkräften ist ebenfalls deutlich gestiegen. Vor allem die Beschäftigung von Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden (FGKiKP) in der Längerfristigen aufsuchenden Betreuung und Beratung konnte in vielen Kommunen aufgebaut und erweitert werden. 
Als größte Herausforderungen im Bereich der LaB zeigen sich insbesondere der Mangel an Fachkräften und Finanzierungsmöglichkeiten sowie die Erreichbarkeit von Familien in ländlichen Regionen.

Ausführliche Ergebnisse der Kommunalbefragungen zum Einsatz von Gesundheitsfachkräften in den Frühen Hilfen wurden als Faktenblatt veröffentlicht:

Faktenblatt: Familienbegleitende Gesundheitsfachkräfte in den Frühen Hilfen (pdf/309 KB)

Auf dieser Datenbasis wurden auch zum Einsatz von Gesundheitsfachkräften wurden vom NZFH Beiträge zur Qualitätsentwicklungen erarbeitet, die jeweils in Kooperation mit Expertinnen und Experten entstanden sind. Unter anderem wurden Orientierungs- und Arbeitshilfen für Anstellungsträger und Fachkräfte erstellt:

Ein wichtiges Thema der Qualitätsentwicklung beim Einsatz von Gesundheitsfachkräften sind Standards zur Qualifikation und die Bindung von Fachkräften. Mit diesen Themen beschäftigt sich auch die Strategiegruppe Fachkräftemangel. Neben dem NZFH sind die Landeskoordinierungsstellen Frühe Hilfen und die Geschäftssstelle der Bundesstiftung Frühe Hilfen vertreten, um Ansätze und Lösungswege mit Blick auf den Fachkräftemangel in den Frühen Hilfen zu erarbeiten. 

Was passiert mit den Daten aus der wissenschaftlichen Begleitung? Wie können die Daten den Wandel unterstützen?

Die Daten der Kommunalbefragungen und ihre Analysen werden in unterschiedlichen Bereichen und auf unterschiedlichen Ebenen verbreitet, um die Weiterentwicklung der Frühen Hilfen zu unterstützen, zum Beispiel durch

  • Berichterstattung an die Gremien der Bundesstiftung Frühe Hilfen (z.B. Steuerungsgruppe, Beirat)
  • Übermittlung länderspezifischer Strukturdaten an die Koordinierungsstellen Frühe Hilfen der Länder
  • Wissenstransfer der Ergebnisse bei Veranstaltungen mit Fachkräften und Kooperationspartnern der Frühen Hilfen
  • Inputs beim überregionalen Austausch von Netzwerkkoordinierenden in Digitalen Netzwerkrunden
  • Themenspezifische Aufbereitungen von Daten, die in andere Aktivitäten des NZFH einfließen
  • Veröffentlichung der Ergebnisse für die Fachöffentlichkeit in thematischen Faktenblättern und Materialsammlungen sowie – zusammen mit den Daten aus anderen Forschungsprojekten – auf der Internetseite Daten zum Stand der Frühen Hilfen in Deutschland.

Weitere Informationen auf fruehehilfen.de