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Soziale Infrastruktur – Bereitstellung von Hilfen im Kinderschutz

Die ambulanten Hilfen haben sich nicht in gleicher Weise wie der Kinderschutz weiterentwickelt, daher werden immer wieder die gleichen Hilfen – mit hohen Erwartungen – installiert. Insbesondere die sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) wird wie ein ‚Breitbandantibiotikum‘ eingesetzt. Zugleich wird die Hilfe jedoch häufig in zu niedriger Dosierung (Stundenzahl/Woche) und zu geringer Dauer eingesetzt, sodass sie kaum Aussicht auf Erfolg hat. Darüber hinaus werden die Möglichkeiten und Grenzen der SPFH häufig nicht differenziert genug gesehen, sodass die Hilfe eingeleitet wird, obwohl sie in dem konkreten Fall keine oder kaum Aussichten auf Erfolg hat.

Lücken in der sozialen Infrastruktur schließen

Derzeit gibt es – regional sehr unterschiedlich – erhebliche Lücken in der sozialen Infrastruktur an Hilfen zum Einsatz in Gefährdungsfällen. Insbesondere fehlen Angebote für:

  • Eltern von und Kindern mit einer (drohenden) Behinderung
  • Familien mit Migrationshintergrund / Fluchterfahrung
  • Psychisch- oder suchtkranke Eltern
  • Fälle von Vernachlässigung
  • Fälle von häuslicher Gewalt sowie
  • Kinder zur Bewältigung des Erlebten und zur Behandlung bereits entstandener Schädigungen

Darüber hinaus gibt es einen Bedarf für:

  • Angebote, die entwicklungspsychologische Themen abdecken
  • (Videogestützte) Angebote, die die Eltern-Kind-Bindung und die Feinfühligkeit der Eltern stärken
  • Flexible (teilstationäre) Angebote, die während einer längeren Klärungsphase in Fällen mit jüngeren Kindern eingesetzt werden können und
  • Inobhutnahmeangebote, die neben dem Kind auch die Mutter und/oder den Vater aufnehmen.

Es wird ein hoher Bedarf gesehen, spezifische, evidenzbasierte und innovative Hilfekonzepte für den Einsatz in Gefährdungsfällen zu entwickeln.  Darüber hinaus sollte die Forschung zum Thema Wirkfaktoren von Hilfen im Kinderschutz sowie die Evaluation von Hilfen ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang wurde auch diskutiert, dass Wirkungsforschung in diesem Kontext einige methodische Herausforderungen mit sich bringt und derzeit ein elaboriertes Set zur Erforschung der Wirkung von Hilfen noch fehlt.

Austausch über erfolgreiche Hilfekonzepte und Entwicklung neuer Hilfen

Die Publikation und systematische Information über best-practice-Modelle und Leuchtturm-Angebote muss gestärkt werden, um Wissen und Erfahrung in die Breite zu bringen. Darüber hinaus sollten auch programmgestützte Hilfen, die es bisher in Deutschland so gut wie nicht gibt, entwickelt, erprobt und evaluiert werden.

Multiprofessionelle Hilfekonzepte und Anerkennung von Zusatzqualifikationen

Wünschenswert wäre die Entwicklung und der Ausbau von multiprofessionellen Hilfskonzepten / Hilfen, in denen zum Beispiel auch Ärzte und Kinder- und Jugendpsychiater integriert sind.

Honorierung von Zusatzqualifikationen

Zusatzqualifikation von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern im Kinderschutz sollten bei der Bezahlung berücksichtigt werden, um die Fachkräfte zu halten.

Bereitstellung von Finanzmitteln

Voraussetzung, dass flächendeckend qualifizierte Hilfen für unterschiedlichen Gefährdungs- und Problemlagen vorgehalten werden können, ist die Bereitstellung von ausreichend Finanzmitteln.