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Digitale Sprechstunden für Fachkräfte

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) hat im Verlauf des Jahres 2022 digitale Sprechstunden gefördert für Fachkräfte, die Säuglinge und Kleinkinder mit psychisch und suchtbelasteten Eltern betreuen und versorgen. Das Universitätsklinikum Ulm hat die digitalen Sprechstunden in Kooperation mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis umgesetzt. Abstracts und Präsentationen der Veranstaltungen stehen zum Nachlesen weiterhin zur Verfügung.

Familien, in denen ein Elternteil psychisch oder suchterkrankt ist, haben meist einen erhöhten Unterstützungsbedarf. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Erkrankung der Eltern oder des Elternteils ein erhöhtes Risiko für die gesunde Entwicklung mit sich bringt. Insofern kann ein hoher Unterstützungs- und Versorgungsbedarf in unterschiedlichsten Bereichen sowohl für die kleinen Kinder als auch für ihre Eltern bestehen. Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen haben die Probleme nochmals verstärkt: Eltern sind und waren erhöhtem Stress ausgesetzt bei gleichzeitiger Reduzierung von Hilfsangeboten und erschwerten Zugängen.

Unterstützung und Versorgung von Kindern psychisch und suchtkranker Eltern

Unbestritten dabei ist, dass angemessene Hilfen und Unterstützung nicht von einer Disziplin oder einem Hilfesystem alleine geleistet werden können. Vielmehr müssen Unterstützungsangebote interdisziplinär und systemübergreifend zusammengesetzt und vorgehalten werden. Zentrale Voraussetzung für die gelingende Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachkräfte ist eine "gemeinsame Sprache", ein gemeinsames Verständnis, sowie das Wissen über die Kompetenzen und Möglichkeiten anderer Fachkräfte und Hilfsangebote.

Mit Frühen Hilfen Familien erreichen

Frühe Hilfen bieten eine Chance, Säuglinge und Kleinkinder mit psychisch und suchtbelasteten Eltern frühzeitig zu erreichen. Sie ermöglichen es, alle kleinen Kinder und ihre Eltern niedrigschwellig und stigmatisierungsfrei zu erreichen. Über die Frühen Hilfen lassen sich psychisch oder suchtbelastete Eltern motivieren, Hilfen für sich und für ihre kleinen Kinder anzunehmen. Dies ist umso wichtiger, weil hinreichend bekannt ist, dass diese Familien eher wenig von sich aus aktiv Hilfe und Unterstützung suchen.

Kooperationsprojekt "Digitale Sprechstunden"

Um die Unterstützung und Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern mit psychisch und suchtbelasteten Eltern weiterzuentwickeln, hat das NZFH daher digitale Sprechstunden mit Expertinnen und Experten gefördert. Das Angebot sollte dazu beitragen, mögliche sprachliche Barrieren zwischen den Fachkräften unterschiedlicher Disziplinen und Hilfesysteme zu überwinden, die sich aus ihren jeweiligen Arbeitsbereichen und Ausbildungen ergeben.

Es ging darum, (Handlungs-) Wissen über die Kompetenzen und Möglichkeiten der anderen Fachkräfte und Hilfeangebote zu vermitteln. Anhand von Themen und Fallbeschreibungen aus der Praxis konnten in der Sprechstunde gemeinsam mit einer Expertin oder einem Experten Fragen zur Behandlung und Versorgung sowie Ansatzpunkte und Ideen zur Begleitung der Familien diskutiert werden.

Projektpartner des NZFH

Die Projektleitung lag bei Prof. Dr. Ute Ziegenhain, Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie, die auch Mitglied im Beirat der Bundesstiftung Frühe Hilfen und des NZFH ist. Weiterer Kooperationspartner war Prof. Dr. Michael Kölch, Universitäre Medizin Rostock, Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, der das Projekt als wissenschaftlicher Berater unterstützt hat.

Die digitalen Sprechstunden für Fachkräfte hat das NZFH aus Mitteln des Aktionsprogramms "Aufholen nach Corona" gefördert. Zudem hat das NZFH seine Fachexpertise zum Thema "Kinder psychisch und suchtkranker Eltern in den Frühen Hilfen" in das Projektkonzept und die Durchführung mit eingebracht.

Themen, Abstracts und Präsentationen 

Die Auswahl der Themen für die Sprechstunden hat sich am Bedarf der Fachkräfte orientiert. Familienhebammen, Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende und weitere Fachkräfte waren dazu eingeladen, eigene Fragen und Themen einzubringen.

Auf der Projekt-Website sind zu den vergangenen Sprechstunden zusammenfassende Abstracts und Präsentationen eingestellt:

  • Psychisch belastete und psychisch kranke Familien. Wie können wir helfen?
  • "Eintrittskarte Kind" - Niederschwelliger Zugang und frühes Erreichen von Eltern mit psychischen Erkrankungen im Rahmen einer kommunalen Präventionsstrategie
  • Unauffällige oder hoch belastete Säuglinge und Kleinkinder?  Belastungen erkennen und ansprechen
  • Wenn Kinder und Mütter sich missverstehen - Mentalisierung und Bindung
  • Hoch belastete junge Mütter – im Konflikt zwischen eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen des Kindes
  • Depressionen und Angststörungen im Postpartalzeitraum
  • Psychisch hoch belastete Familien im Netzwerk Frühe Hilfen gut begleiten. Wie kann das gelingen?
  • Depressionen und Angststörungen im Postpartalzeitraum – Videointerventionstherapie
  • Unterstützung und Versorgung von kleinen Kindern mit psychisch oder suchterkrankten Eltern geht nur kommunal voran

Weiterentwicklung der digitalen Sprechstunden

Das NZFH hat das Angebot der digitalen Sprechstunden ausgebaut und weiterentwickelt: Bei den Sprechstunden auf der "Plattform Frühe Hilfen und Flucht" ging es bis Februar 2022 unter anderem um psychosoziale Auswirkungen von Krieg und Flucht auf Kinder und rechtliche Aspekte. Im Laufe des Jahres 2023 haben sich die digitalen Sprechstunden besonderen Belastungslagen von Familien gewidmet. Das Angebot wird im Jahr 2024 fortgesetzt.