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Einsatz von Fachkräften mit ausländischen Abschlüssen fördern

Wie kann es gelingen, Fachkräfte mit ausländischen Abschlüssen als Personalressource für den ASD zu gewinnen? Was leisten "Brückenseminare"? Die Teilnehmenden diskutierten Chancen, Herausforderungen und Lösungsansätze.

Die Rekrutierung von Fachkräften mit ausländischen Abschlüssen wird immer häufiger als eine mögliche mittel- und langfristige Strategie thematisiert, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Chancen und Herausforderungen

In der Sozialen Arbeit kann der Fachkräftepool damit erweitert und der Wettbewerb um Fachkräfte zwischen möglichen Arbeitgebern potenziell entschärft werden. Dabei kann eine Anstellung von Fachkräften bei freien Trägern auch Entlastungen für die Fachkräfte im ASD bewirken und die Arbeitsqualität erhöhen. Dem ASD stehen damit personell gut ausgestattete Hilfen verlässlich zur Verfügung. Dazu ermöglicht die kulturelle Bereicherung eines Teams eine migrationssensiblere Gestaltung der Kinderschutzarbeit aufgrund von verstärkt vorhandenen interkulturellen Kompetenzen und diversen Muttersprachen.

Zu den Herausforderungen der Integration von Fachkräften mit ausländischen Qualifikationen gehören tendenziell sprachliche Barrieren. Je nach Herkunftsland kommen auch unterschiedliche Vorstellungen über die Aufgabengebiete und Rollen der Sozialen Arbeit sowie deren Strukturen und Rahmenbedingungen hinzu.

Aufgaben für zugewanderte Fachkräfte

Für zugewanderte Menschen mit relevanten Qualifikationen und Erfahrungen, die ein hohes Potenzial für pädagogische und soziale Berufe mitbringen, ergeben sich zahlreiche Aufgaben und Herausforderungen, wenn sie in der Sozialen Arbeit Fuß fassen wollen. Dazu gehören

  • die Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsabschlüsse,
  • das Absolvieren von Weiterbildungen oder Nachqualifizierungen und
  • das Erlernen der fachbezogenen deutschen Sprache.

Die Entwicklung eines guten Sprachgefühls und einer fachsprachlichen Präzision ist besonders im sensiblen und verantwortungsvollen Bereich der Sorge für Kinder, Jugendliche und ihren Familien von hoher Priorität. Die Bewältigung dieser Aufgaben ist sowohl mit Kosten, wie Gebühren im Rahmen des Anerkennungsverfahrens, als auch einem erheblichen Zeitaufwand verbunden. Zusätzlich benötigt es Wissen und oft Unterstützung, um sich in den unterschiedlichen Strukturen und behördlichen Anforderungen zurechtzufinden und diese zu erfüllen.

Brückenseminare und Programme

Einige Hochschulen bieten Programme an, die Menschen bei dieser qualifikationsadäquaten Verwertung ihrer Abschlüsse aus dem Ausland unterstützen. Sie wenden sich insbesondere an Fachkräfte, die im Ausland ein Hochschulstudium in der Sozialen Arbeit abgeschlossen oder einen fachverwandten Abschluss erworben haben. Professor Burghart Pimmer-Jüsten hat in seinem Impulsvortrag solche "Brückenseminare" vorgestellt.

Zentrale Bausteine dieser Programme bestehen aus akademischer Nachqualifizierung, Praxisanbindung und individueller Begleitung. Zusätzlich sind fachsprachliche Kurse verfügbar, häufig von externen Anbietern. Allerdings sind diese umfassend unterstützenden Programme finanziell oft nicht dauerhaft gesichert. Die Expertinnen und Experten forderten im Fachgespräch daher eine zuverlässige Finanzierung.

Zudem sind diese Hochschulangebote hauptsächlich in bevölkerungsreichen Bundesländern vorzufinden, wo es ausreichend Bewerberinnen und Bewerber dafür gibt. Wenn diese Angebote nicht verfügbar sind, müssen für Zugewanderte mit relevanten Qualifikationen beziehungsweise entsprechenden Erfahrungen oft Einzelfalllösungen gesucht werden. Häufig ist dabei eine individuelle Begleitung vonnöten, da das Erarbeiten von beruflichen Perspektiven und die Anforderungen eines Anerkennungsverfahrens sehr hoch sind. Darüber hinaus braucht es Kreativität und Flexibilität, um für Menschen mit ausländischen Abschlüssen einen Praktikums- oder Arbeitsplatz in der Kinder- und Jugendhilfe zu finden.

Empfehlungen

  • Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, Wege in ein Praktikum und eine Anstellung zu formalisieren, sodass es auch außerhalb der Hochschulprogramme klare Perspektiven für Menschen mit ausländischen Qualifikationen gibt.
  • Angebote zum Erlernen der Fachsprache speziell für die Berufsfelder der Sozialen Arbeit sollten ausgebaut werden. Die Kurse sollten für Migrantinnen und Migranten offen sein, unabhängig davon, ob sie die Anerkennung ihrer Qualifikationen schon erreicht haben oder noch im Prozess sind.
  • Öffentliche Träger der Kinder- und Jugendhilfe sollten hochqualifizierten Anwärterinnen und Anwärtern auf eine berufliche Anerkennung eine angemessen vergütete Praktikumsstelle anbieten. Dadurch setzen die Arbeitgeber Standards und gewinnen geeignete Mitarbeitende. Das Praktikum kann dann so gestaltet werden, dass es wesentlich zu einer notwendigen Einarbeitung im Falle einer Weiterbeschäftigung beiträgt.
  • Zudem sollte die bisherige Ausnahme zur Regel gemacht werden: Studierende, die sich akademisch nachqualifizieren, sollten bereits mit der Bestätigung über die Teilnahme an solch einem Studium einen (befristeten) Sozialpädagogen-/Sozialarbeitsvertrag erhalten. Nach erfolgreicher Anerkennung kann dieser Vertrag entfristet werden.

Aktuell liegen keine Erkenntnisse vor, wie groß das Potenzial von Fachkräften mit ausländischen Qualifikationen ist. Die Expertinnen und Experten regten an, dass dieses Potenzial empirisch geprüft werden sollte, um Hinweise zu haben, welchen Beitrag die Rekrutierung von Fachkräften mit ausländischen Qualifikationen zur Behebung des Fachkräftemangels leisten kann.

Ebenso gilt es, Beispiele guter Praxis zu finden und zu verbreiten, die die Integration von Menschen mit ausländischen Qualifikationen in den Berufsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe unterstützen. An ihnen könnten sich andere Organisationen orientieren.