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Daten zum Stand der Frühen Hilfen in Deutschland

Daten aus NZFH-Studien liefern umfassende Erkenntnisse, um Stand und Entwicklung der Frühen Hilfen in Deutschland anhand verschiedener Indikatoren zu beschreiben. Nach Themen sortiert und als Antworten auf zentrale Fragestellungen sind hier Ergebnisse des Monitorings Frühe Hilfen zusammengefasst.

Die Daten werden laufend aktualisiert.

Bedarfe von Familien

(zuletzt aktualisiert am 05.09.2023)
  • Ein Indikator für die soziale Lage einer Familie ist Armut. Eine Definition für Armut ist der Bezug staatlicher Leistungen zur Grundsicherung. 10,3 Prozent aller Familien haben in den letzten 12 Monaten staatliche Leistungen zur Grundsicherung bezogen. 
  • In den ersten Jahren mit einem Kind kann die Eltern-Kind-Interaktion belastet sein: 32,2 Prozent der befragten Eltern berichteten von "Schwierigkeiten im Einfühlungsvermögen".
  • 5,9 Prozent der Eltern berichteten von Symptomen, die auf eine klinisch relevante Depression oder Angststörung hinweisen.
  • 25,9 Prozent der befragten Familien wiesen keine Belastungsfaktoren auf. Demgegenüber lebten 21,3 Prozent mit vier und mehr unterschiedlichen Belastungen.
  • Von den Familien in Armut wiesen fast die Hälfte (46,4 Prozent) vier und mehr unterschiedliche Belastungen auf.

Weitere Informationen zur Verbreitung von Belastungen und Ressourcen

(zuletzt aktualisiert am 05.09.2023)
  • Das Klinikpersonal bzw. Ärztinnen und Ärzte geben für die meisten psychosozialen Belastungen von Familien an, dass sie in Klinik oder Praxen grundsätzlich gut wahrgenommen werden können.
  • Zu den Belastungen, die bei besonders vielen Familien bzw. Müttern und Vätern wahrgenommen werden, gehören
    • Anzeichen für starke Erschöpfung: 
      • Gynäkologie 19,4 Prozent
      • Pädiatrie 12,7 Prozent
    • niedriger Bildungsstand der (werdenden) Eltern: 
      • Gynäkologie 15,1 Prozent 
      • Pädiatrie 17,2 Prozent
    • Verständigungsschwierigkeiten aufgrund geringer Deutschkenntnisse:
      • Gynäkologie 11,9 Prozent
      • Geburtsklinik 16,7 Prozent 
      • Pädiatrie 14,3 Prozent
    • Anzeichen für Armut in den Familien: 
      • Geburtsklinik 11,8 Prozent
      • Pädiatrie 12,2 Prozent
  • Bei etwa 8 Prozent der Familien nehmen Gynäkologinnen und Gynäkologen eine psychosoziale Gesamtbelastung wahr, die bedeutsam für die gesunde weitere Entwicklung des Kindes ist. In den Geburtskliniken liegt dieser Anteil ebenfalls bei 8 Prozent. Pädiaterinnen und Pädiater sehen bei etwa 14 Prozent der Familien eine bedeutsame Gesamtbelastung.

Weitere Informationen zu Familialen Belastungen aus Sicht von Gesundheitsakteuren

Angebote für Familien

(zuletzt aktualisiert am 05.09.2023)
  • Der am weitesten in Deutschland verbreitete Angebotstyp ist die Längerfristige aufsuchende Betreuung und Begleitung von Familien durch Fachkräfte in den Frühen Hilfen (LaB). Sie wird in 97 Prozent der Kommunen angeboten. 
  • Angebote, in denen Freiwillige in den Frühen Hilfen eingesetzt werden, gibt es in über zwei Drittel der Kommunen (77,7 Prozent). In Großstädten gibt es diesen Angebotstyp in nahezu jeder Kommune (93,0 Prozent), in sehr ländlichen Kommunen weniger häufig (68,3 Prozent).
  • Zudem gibt es Angebote der Frühen Hilfen für spezifische Zielgruppen, die weniger weit verbreitet sind, vor allem in ländlichen Kommunen. Am häufigsten gibt es spezifische Angebote für (werdende) Eltern mit Fluchterfahrung (in 45,1 Prozent der Kommunen).

Weitere Informationen zur Verbreitung von Angebotstypen

(zuletzt aktualisiert am 21.09.2023)
  • Die Daten zur Angebotsnutzung decken den Zeitraum der Corona-Pandemie ab. Viele Angebote standen den Eltern nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung.
  • Das Angebot der Längerfristigen aufsuchenden Betreuung und Begleitung durch eine Gesundheitsfachkraft (LaB) wurde trotz der insgesamt eingeschränkten Verfügbarkeit von 10,1 Prozent der Familien genutzt. Weitere 31,8 Prozent kannten das Angebot, aber nutzten es nicht. 58,0 Prozent kannten das Angebot nicht. 
  • Die Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme ist ein universell zugängliches Angebot, das sich an alle Eltern richtet. Dementsprechend wurde es besonders häufig genutzt (von 82,1 Prozent der Familien). 
  • 10,3 Prozent der Familien nutzten die Schwangerschaftsberatung.
  • Jeweils mehr als die Hälfte aller Familien kannten aufsuchende Angebote nicht (Längerfristige aufsuchende Betreuung und Begleitung durch eine Gesundheitsfachkraft, ehrenamtliche Besuche und Willkommensbesuche). 

Weitere Informationen zur Erreichbarkeit von Familien: Kenntnis und Nutzung von Angeboten

(zuletzt aktualisiert am 05.09.2023)
  • 14,5 Prozent der Familien, die in Armut leben, haben die Längerfristige aufsuchende Betreuung und Begleitung durch eine Gesundheitsfachkraft (LaB) genutzt. Damit wurden Familien in Armutslagen besser erreicht als Familien ohne Armut (9,5 Prozent). 
  • Familien in Armut nutzten auch die Schwangerschaftsberatung mit 26,6 Prozent deutlich häufiger als Familien ohne Armut (8,4 Prozent). 43,8 Prozent der Familien ohne Armut war das Angebot gar nicht bekannt (gegenüber 30,7 Prozent der Familien in Armutslagen).
  • Universell zugängliche Angebote wie etwa die Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme erreichen insgesamt sehr viele Familien. Familien in Armutslagen nutzten dieses Angebot mit 62,7 Prozent seltener als Familien ohne Armut (84,3 Prozent). Dies liegt sowohl daran, dass Familien in Armutslagen dieses Angebot häufig nicht kannten, als auch daran, dass sie es trotz Kenntnis nicht nutzten.
  • Ähnliche Zusammenhänge zeigen sich auch bei universellen Angeboten der Familienbildung. So wurden Eltern-Kind-Gruppen von Eltern ohne Armut doppelt so häufig genutzt wie von Eltern in Armutslagen (42,3 gegenüber 19,1 Prozent).

Weitere Informationen zur Kenntnis und Nutzung von Angeboten durch Familien in Armutslagen

(zuletzt aktualisiert am 15.05.2023)

Aus Sicht von Kommunen

  • Schon 2017 gab es in 85,2 Prozent aller Kommunen in Deutschland eine Kontakt- und Vermittlungsstelle für Frühe Hilfen, an welche sich Eltern, aber auch Fachkräfte kooperierender Einrichtungen und Dienste wenden konnten, wenn ein Unterstützungsbedarf bei einer Familie in den Bereich der Frühen Hilfen fiel.
  • Seit 2017 wurden Kooperationen mit Lotsendiensten insbesondere in Gesundheitseinrichtungen stark ausgebaut: Im Jahr 2020 gab es in 83,3 Prozent aller Kommunen einen Lotsendienst in mindestens einer Geburtsklinik und in jeweils 59,1 Prozent der Kommunen in mindestens einer Kinderklinik und in mindestens einer pädiatrischen Praxis.

Weitere Informationen zur Verbreitung von Vermittlungsstellen und Lotsendiensten aus Sicht von Kommunen

Lotsendienste in Geburtskliniken

  • In 92 Prozent der Geburtskliniken mit mehr als 300 Geburten pro Jahr war 2017 bereits mindestens eine Aktivität implementiert oder konkret geplant, die Familien in Frühe Hilfen überleitet.
  • 29 Prozent der Geburtskliniken verfügten über einen Lotsendienst oder planten diesen konkret.

Weitere Informationen zur Verbreitung von Lotsendiensten in Geburtskliniken

Interprofessionelle Kooperation und Vernetzung

(zuletzt aktualisiert am 15.05.2023)
  • Netzwerke Frühe Hilfen haben sich vor allem bis 2015 bundesweit etabliert und waren 2020 in fast jeder Kommune mit einem Jugendamt vorhanden.
  • Zum Stichtag 31.12.2020 gab es in Deutschland 939 Netzwerke Frühe Hilfen in 567 Kommunen. 
  • Dabei haben mehr als drei Viertel der Kommunen (79,3 Prozent) genau ein Netzwerk Frühe Hilfen, während die anderen Kommunen mehrere Netzwerke haben.

Weitere Informationen zur Verbreitung von Netzwerken Frühe Hilfen

(zuletzt aktualisiert am 15.05.2023)
  • In den vergangenen Jahren ist der Anteil an Kommunen gestiegen, denen es gelungen ist, unterschiedliche Akteure aus der Kinder- und Jugendhilfe, dem Gesundheitswesen und sonstigen Bereichen in die fallübergreifende Arbeit der Netzwerke Frühe Hilfen einzubinden.
  • Schwangerschaftsberatungsstellen (2017: 95,7 Prozent), Familienhebammen/Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende (2020: 92,9 Prozent) sowie Erziehungs-/Ehe-/Familien- und Lebensberatungsstellen (2017: 92,8 Prozent) waren zuletzt in nahezu jeder Kommune in die Netzwerke Frühe Hilfen eingebunden.
  • Von 2017 bis 2020 verzeichnete insbesondere die Einbindung vieler Akteursgruppen aus dem Gesundheitswesen eine stärkere Verbreitung, zum Beispiel von Kinderkliniken (+6,1 Prozentpunkte), Sozialpsychiatrischen Diensten (+9,8 Prozentpunkte), frauenärztlichen (+14,6 Prozentpunkte) und kinderärztlichen Praxen (+12,7 Prozentpunkte) oder niedergelassenen Hebammen (+15,2 Prozentpunkte).

Weitere Informationen zu Kooperationspartner in den Netzwerken Frühe Hilfen

(zuletzt aktualisiert am 05.09.2023)
  • In knapp zwei Drittel aller Kommunen (64,9 Prozent) gab es 2020, während der Corona-Pandemie, regelmäßige interdisziplinäre Fortbildungen und damit seltener als 2015 (69,4 Prozent) und 2017 (72,7 Prozent).
  • In knapp der Hälfte aller Kommunen (47,6 Prozent) gab es 2020 regelmäßige interdisziplinäre Besprechungen (anonymisierter) Einzelfälle und damit in etwas mehr Kommunen als 2015 (44,0 Prozent).
  • Im Moderationstandem geleitete interprofessionelle Qualitätszirkel Frühe Hilfen gab es 2020 nur in wenigen Kommunen (13,6 Prozent), waren jedoch weiter verbreitet als noch in den Jahren zuvor (2015: 6,8 Prozent, 2017: 10,3 Prozent).

Weitere Informationen zur Verbreitung interprofessioneller Kooperationsformen

(zuletzt aktualisiert am 05.09.2023)
  • 81,9 Prozent der niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzte und 52 Prozent der niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen kennen mindestens ein Angebot der Frühen Hilfen. 
  • Die Mehrheit der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Gynäkologie und Pädiatrie nehmen die Frühen Hilfen als eine Entlastung für ihre berufliche Tätigkeit wahr.
  • 13,9 Prozent der niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen, denen Frühe Hilfen bekannt sind, nehmen an den Treffen des lokalen Netzwerks Frühe Hilfen teil. 
  • 37,5 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Kinderarztpraxen haben schon einmal an einem Treffen des lokalen Netzwerks Frühe Hilfen teilgenommen.
  • Von 71 Prozent der Geburtskliniken nehmen Mitarbeitende an Treffen der lokalen Netzwerke Frühe Hilfen teil oder planen eine Teilnahme.
  • 37,5 Prozent der niedergelassenen Kinderärztinnen und -ärzte und 14,5 Prozent der niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen haben schon einmal an einem Qualitätszirkel zur Verbesserung der Versorgung psychosozial belasteter Familien teilgenommen.

Weitere Informationen zu Kooperationspartnern aus dem Gesundheitswesen 

Personal

(zuletzt aktualisiert am 15.05.2023)
  • In Deutschland gab es zum 31.12.2020 rund 1000 Netzwerkkoordinierende für Frühe Hilfen.
  • Das Personalvolumen der Netzwerkkoordinierenden für Frühe Hilfen in Deutschland stieg seit 2013 an und lag 2020 bei 554 Vollzeitäquivalenten.
  • Im Durchschnitt gab es im Jahr 2020 in Deutschland 1,8 Netzwerkkoordinierende pro Kommune, die sich knapp 1 Vollzeitstelle (0,98) pro Kommune teilten.

Weitere Informationen zu Personalvolumen von Netzwerkkoordinierenden

(zuletzt aktualisiert am 15.05.2023)
  • Das Gesamtvolumen an Gesundheitsfachkräften in der Längerfristigen aufsuchenden Betreuung und Begleitung für Familien in den Frühen Hilfen stieg in den vergangenen Jahren stetig bis auf 521,9 Vollzeitäquivalente im Jahr 2020 an.
  • Im Mittel waren 2020 pro Kommune 5,0 Gesundheitsfachkräfte mit in Summe 1,29 Vollzeitstellen im Einsatz.

Weitere Informationen zum Personalvolumen in der Längerfristigen aufsuchenden Betreuung und Begleitung

Finanzierung

(zuletzt aktualisiert am 18.01.2024)
  • Bundesweit setzten sich im Jahr 2022 die Etats für Frühe Hilfen im Durchschnitt zu 47,3 Prozent aus Mitteln der Bundesstiftung Frühe Hilfen zusammen. Kommunale Mittel machten 41,0 Prozent aus, Landesmittel 8,3 Prozent. Mittel aus anderen Quellen waren nur vereinzelt bei der Finanzierung enthalten.
  • Der durchschnittliche Anteil der Mittel der Bundesstiftung Frühe Hilfen an der Finanzierung der Frühen Hilfen war in den ostdeutschen Bundesländern mit Berlin (59,6 Prozent) größer als in den westdeutschen Bundesländern (45,0 Prozent).
  • Die deutlichste Veränderung zwischen 2017 und 2022 zeigt sich beim durchschnittlichen Anteil der kommunalen Mittel in ostdeutschen Bundesländern, der um 9,1 Prozentpunkte gestiegen ist.

Weitere Informationen zur Finanzierung der Frühen Hilfen

(zuletzt aktualisiert am 04.10.2023)
  • Bundesweit wurden die Netzwerkkoordinierungsstellen Frühe Hilfen im Jahr 2020 im Durchschnitt zu 40,3 Prozent aus Mitteln der Bundesstiftung Frühe Hilfen finanziert. Kommunale Mittel machten 48,1 Prozent aus. Landesmittel spielten bei der Finanzierung der Netzwerkkoordinierungsstellen Frühe Hilfen im Jahr 2020 eine kleine Rolle, Mittel aus anderen Quellen waren vereinzelt bei der Finanzierung enthalten.
  • Der durchschnittliche Anteil der Mittel der Bundesstiftung Frühe Hilfen an der Finanzierung der Netzwerkkoordinierungsstellen ist in den ostdeutschen Bundesländern mit Berlin (67,1 Prozent) wesentlich größer als in den westdeutschen Bundesländern (34,7 Prozent).

Weitere Informationen zur Finanzierung der Netzwerkkoordination

(zuletzt aktualisiert am 04.10.2023)
  • Bundesweit wurde die Längerfristige aufsuchende Betreuung und Begleitung von Familien in den Frühen Hilfen im Jahr 2020 im Durchschnitt zu 56,5 Prozent und damit zum größten Anteil aus Mitteln der Bundesstiftung Frühe Hilfen finanziert.
  • Kommunale Mittel spielten bei der Finanzierung ebenfalls eine große Rolle. Landesmittel und sonstige Mittel waren bundesweit im Jahr 2020 für die Finanzierung kaum relevant.
  • Der durchschnittliche Anteil der Mittel aus der Bundesstiftung an der Finanzierung war im Jahr 2020 in den ostdeutschen Bundesländern mit Berlin (73,9 Prozent) wesentlich größer als in den westdeutschen Bundesländern (53,2 Prozent).

Weitere Informationen zur Finanzierung der Längerfristigen aufsuchenden Betreuung und Begleitung

Weitere Informationen auf fruehehilfen.de