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NEST-Material in der Mongolei

Das in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) von der Stiftung Pro Kind entwickelte NEST-Material für Frühe Hilfen erhält seit seiner Einführung viel Lob von den Fachkräften. Jetzt zeigt sich, dass das Material auch für den Einsatz in einem anderen Kulturkreis geeignet ist. In Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, wurden Fachkräfte aufsuchender Hilfen mit sehr positiver Resonanz geschult.

Dies erfolgte im Rahmen des Projektes „Gesund – beschützt – geborgen“ der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und des Universitätsklinikums Heidelberg, Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie. Das NZFH hat aufgrund einer Anfrage die Materialien zur Übersetzung und zu Forschungszecken freigegeben. Dr. Andreas Eickhorst, wissenschaftlicher Referent im NZFH, steht in engem Kontakt zu diesem Forschungsprojekt und berichtet darüber.

„Gesund – beschützt – geborgen“

Frühe Hilfen für Familien - ein psychosoziales Präventionsprojekt in Ulaanbaatar / Mongolei für junge Eltern in schwierigen Lebenslagen

Mit dem Gemeinschaftsprojekt „Gesund – beschützt – geborgen“, durchgeführt von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg [Prof. Ute Hennige] und dem Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie [Prof. Manfred Cierpka], soll der Versuch unternommen werden, in Deutschland bewährte Angebote der Frühen Hilfen in einem ganz anderen kulturellen Kontext zu etablieren, nämlich der Millionenstadt Ulaanbaatar, Hauptstadt der Mongolei. Obgleich von den dortigen Kooperationspartnern wie auch den durchführenden Fachkräften ein großes Interesse und auch eine große Bereitschaft vorhanden ist, die Angebote zu übernehmen, bestand die eigentliche Herausforderung darin, die einzelnen Bestandteile kultursensibel an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen und genau zu schauen, welche Inhalte wirklich sinnvoll sind und welche nicht.

  • Familiengesundheitszentrum

    Das Familiengesundheitszentrum wird von der Bevölkerung aufgesucht, um grundlegende Gesundheitsdienste oder auch Gesundheitserziehung in Anspruch zu nehmen.

  • Chingeltei-Distrikt Jurtenviertel

    Etwa zwei Drittel der Bewohner des Chingeltei-Distrikt leben in Jurten oder sehr einfachen Häusern.

  • Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter

    Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter werden darin qualifiziert, in ihrem Bezirk für junge Familien Elternkurse anzubieten. 

  • Freiwillige Mitarbeiterinnen bei einer Schulung

    Freiwillige Mitarbeiterinnen des Distrikts („Volunteers“) werden darin geschult, aufsuchende Arbeit mit Hilfe der NEST-Materialien durchzuführen.

  • Jurte

    Eine Jurte ist ein großes Rundzelt. 

  • Freiwillige Mitarbeiterinnen beim Üben

    Die freiwilligen Mitarbeiterinnen üben den Einsatz der NEST-Materialien in Rollenspielen.

  • Arbeit in Kleingruppen

    Die Arbeit in Kleingruppen ist vor allem für die freiwilligen Mitarbeiterinnen eine ganz neue Erfahrung.

Die zur Verfügung stehenden Angebote waren zum einen der primärpräventive Elternkurs „Das Baby verstehen“ aus der Arbeitsgruppe von Prof. Cierpka (Heidelberg) sowie das neu erschienene Arbeitsmaterial NEST, das freundlicherweise vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) zur Übersetzung freigegeben und für den Einsatz Anwendung in Ulaanbaatar bereit gestellt wurde. Das Gesamtprojekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit finanziert.

Hintergrund des Projektes

Das Ziel des Projektes „Gesund – beschützt – geborgen“ ist es, junge Familien in schwierigen Lebenslagen erfolgreich darin zu unterstützen, in einfühlsamer, zuverlässiger und verantwortlicher Weise mit ihren Babys umzugehen. Dies soll helfen, Vernachlässigungen und Misshandlungen sowie späteren Erkrankungen und Behinderungen, Verhaltensproblemen oder Entwicklungsverzögerungen vorzubeugen. Dazu werden in ausgewählten Bezirken des Chingeltei-Distrikts (rund 10.000 Haushalte) Elemente der deutschen präventiven Angebote “Das Baby verstehen“ und NEST eingeführt.

Der Schwerpunkt des Vorgehens liegt auf frühen Interventionen. Dies leitet sich aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Folgen von psychosozialen Belastungen für Familien und im Besonderen für Kinder ab. Es ist bekannt, dass schwierige Bedingungen des Aufwachsens in der frühen Kindheit die Entwicklung eines Menschen in vielfältiger Weise einschränken können, daher muss sich die primäre Prävention auf die Förderung der Reifungsbedingungen für die Kinder am Anfang ihres Lebens konzentrieren. Dies gilt insbesondere für diejenigen Kinder, die in sogenannten „hoch belasteten Familien“ aufwachsen.

Die Materialien

a) „Das Baby verstehen“: Elternkurs mit ausführlichem Manual und DVD mit Eltern-Kind-Interaktionen, entwickelt von Manfred Cierpka, Angelika Gregor und Britta Frey.
Der Kurs besteht aus fünf Einheiten, die Eltern für die Kommunikation mit Säuglingen und ihre eigenen intuitiven Kompetenzen sensibilisieren sollen. Insbesondere die Signale des Säuglings und ihre möglichen Bedeutungen stehen dabei im Mittelpunkt.
Der Kurs wurde für das Projekt ins Mongolische übersetzt und mit einem neuen Layout versehen. Sämtliche Videoclips sind Bestandteil der mongolischen Version, wobei einige ausgewählte Clips für den Einsatz besonders empfohlen und für die Verwendung eingeübt wurden. Während zum jetzigen Zeitpunkt nur die deutschen Filme vorliegen, sollen nun schnellstmöglich vergleichbare Filme mit mongolischen Familien erstellt werden.

b) NEST Material für Frühe Hilfen: Dieses Material wurde vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen für den Einsatz in der Praxis entwickelt und dem Projekt freundlicherweise für eine Übersetzung zur Verfügung gestellt. NEST wurde speziell für die Arbeit der Fachkräfte der Frühen Hilfen mit Familien entwickelt und besteht aus farbigen Arbeitsblättern, welche die Fachkräfte mit den Familien durcharbeiten. Die Themen reichen generell von der Schwangerschaft bis zum zweiten Geburtstag. Die Inhalte berücksichtigen die besonderen Fragen und Themen der Familien, die in den Frühen Hilfen begleitet werden. Für den Einsatz in Ulaanbaatar wurden 24 teils doppelseitige Arbeitsblätter, die alle das erste Lebensjahr betreffen, ausgewählt, übersetzt und vervielfältigt.

Situation vor Ort

Ulaanbaatar ist die Hauptstadt der Mongolei, hat etwa 1,2 Mill. Einwohner und ist in 9 Distrikte eingeteilt, die wiederum aus sogenannten Khoroos (Bezirken) bestehen. Der hier im Mittelpunkt stehende Chingeltei-Distrikt mit 19 Khoroos gehört zu den drei am dichtesten besiedelten Distrikten; von den 150.737 (registrierten) Bewohnern (36.683 Haushalte) leben etwa zwei Drittel in Jurten (große Rundzelte) oder sehr einfachen Häusern, (meist ohne Kanalisation, Strom- und Wasserversorgung; insgesamt gilt rund ein Viertel der Bevölkerung im Chingeltei als arm oder sehr arm, in manchen Khoroos ist es mehr als die Hälfte . Pro Jahr werden gegenwärtig im Chingeltei etwa 4000 Babys geboren. Die Geburtenrate ist in den letzten Jahren stark angestiegen, und es ist eine vergleichsweise hohe Kinder- und Müttersterblichkeit sowie Kindesvernachlässigung zu beklagen. Diese sogenannten Gerviertel sind das Zielgebiet der hier beschriebenen Frühen Hilfen.

In 17 der 19 Khoroos im Chingeltei gibt es Familiengesundheitszentren, die niedrigschwellig und für die Gesundheit der Bewohner im Sinne primärer Prävention zuständig sind. Hier arbeiten insgesamt 192 Ärzte, Krankenschwestern, Sozialarbeiterinnen u.a.. Diese Zentren sind von der Bevölkerung akzeptiert und werden aufgesucht, um grundlegende Gesundheitsdienste (z.B. Impfungen) oder auch Gesundheitserziehung in Anspruch zu nehmen.
Es bietet sich also sehr an, die neuen Hilfen hier zu verankern und zu schauen, inwiefern sie in das bestehende Angebot zu integrieren sind. Dazu ist der Hintergrund, dass der mongolische Kooperationspartner, Dr. Ulambayar Badarch, Arzt und Leiter der Abteilung Öffentliche Gesundheit am Gesundheitszentrum Chingeltei in Ulaanbaatar, auch für die Familiengesundheitszentren zuständig ist. Neben den Frühen Hilfen (die vor Ort nicht so benannt sind) ist er vor allem mit allgemeiner Gesundheitsvorsorge für Familien befasst, wie z.B. Impfprogrammen, Ernährungsberatung für Mutter und Kind und Hygienekampagnen.

Umsetzung des Programms

a) Die Vorbereitung
Um zu klären, wie es gelingen kann, die für Deutschland entwickelten Programme vor Ort passend und akzeptabel einzusetzen, so dass die Familien sie annehmen und davon profitieren können, waren mehrere Schritte notwendig:

  • vorbereitende Recherchen vor Ort
  • Ermittlung des Hilfebedarfs
  • Auswahl der geeigneten Programmkomponenten
  • Auswahl der jeweils geeigneten Fachkräfte

Als Vorbereitung wurden zunächst den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern sowie Krankenschwestern in den Khoroos bereits bekannte Familien mit Babys und Kleinkindern im Gerviertel des Chingeltei-Distrikts besucht, um einen Einblick in ihre Situation zu bekommen. Mit einigen der Familien konnten in der Folge dann Interviews und Gruppendiskussionen zum Thema Rolle der Mutter, des Vaters und der Familie geführt werden.

Weitere Interviewpartner waren neben unserem Projektpartner die am Krankenhaus des Gesundheitszentrums Chingeltei tätigen Krankenschwestern, Hebammen, Ärzte und Ärztinnen einerseits zu Themen von Schwangerschaft, Geburt, nachgeburtlicher Betreuung und dem heutigen Unterstützungsbedarf junger Familien in der Mongolei und andererseits zu den Möglichkeiten der strukturellen Verortung regelmäßiger Angebote der Frühen Hilfen. Ein wesentliches Ergebnis dieser Gespräche war, die geplanten Angebote auf zwei Gruppen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verteilen. Eine Gruppe, die über möglichst viele Fachkenntnisse und Erfahrungen im Bereich Früher Hilfen verfügt, bietet Elternkurse oder vergleichbare Einheiten mit dem Kurs „Das Baby verstehen“ an. Die andere Gruppe, die bessere und flexiblere Möglichkeiten hat, die Familien direkt zuhause aufzusuchen, leistet zugehende Hilfen und verwendet dabei die NEST-Materialien. Beide Gruppen sollten örtlich in den Familiengesundheitszentren direkt in den Jurtenvierteln angesiedelt sein.

Eine Reihe von Müttern und auch einige Väter erklärten sich auch für kurze Videoaufnahmen von sich im Kontakt mit dem Baby bereit. So konnte erstes Material gesammelt werden, das gut zum Vergleich mit entsprechenden Aufnahmen deutscher Familien herangezogen werden kann.

Schließlich wurde noch Kontakt zu möglichen weiteren Unterstützern und Kooperationspartnern in Ulaanbaatar aufgenommen, so etwa zur Staatlichen Universität für eine Mitarbeit an der Evaluation des Projekts und zur Hilfsorganisation World Vision, die in der Mongolei sehr aktiv ist, für eine mögliche Förderung weiterer Trainings und Supervisionen. Beide Kontakte verliefen erfolgreich, so dass inzwischen sowohl die Universität als auch World Vision zu den Partnern bzw. Unterstützern zählen.

b) Die Trainings
Im März und April 2014 fanden dann in einem knapp zweiwöchigen Aufenthalt in Ulaanbaatar durch Prof. Hennige und Dr. Eickhorst die Trainings statt, wie geplant für zwei Gruppen. Folgende Gruppen, die bereits vor Ort bestanden und seit einiger Zeit mit Aufgaben in der Betreuung des in Frage kommenden Klientels betraut waren, wurden ausgewählt:

Eine Gruppe von 26 Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeitern und Krankenschwestern die an den 17 Familiengesundheitszentren des Distrikts angestellt sind, wurde darin qualifiziert, in ihrem Bezirk für junge Familien die Elternkurse anzubieten.

Eine zweite Gruppe von 23 freiwilligen Mitarbeiterinnen des Distrikts („Volunteers“), die seit kurzem zur niedrigschwelligen gesundheitlichen Betreuung und Beratung der Bevölkerung im Gerviertel gewonnen werden konnten, wurden darin qualifiziert, aufsuchende Arbeit mit Hilfe der NEST-Materialien durchzuführen. Bei den Volunteers handelte es sich in der Regel um Frauen im fortgeschrittenen Lebensalter mit unterschiedlicher Ausbildung wie Traktorfahrerin, Sekretärin, Arzthelferin, Apothekerin, Ökonomin und Ärztin, die alle nicht mehr im aktiven Berufsleben stehen.

Ablauf
Beide Gruppen wurden über mehrere Tage hinweg in einem Tagungshotel in Ulaanbaatar geschult. Dabei wurden sie zunächst mit den Hintergründen des Projektverständnisses von Frühen Hilfen, der Entstehungsgeschichte der Materialien sowie ausgewählten Hintergründen von Entwicklung, Bindung und kulturellen Unterschieden, dem Zusammenwirken von Biologie/Entwicklung und Kultur vertraut gemacht. Gleichzeitig konnten sie ihre Sicht der Situation vor Ort und des Hilfebedarfs darlegen, so dass bereits an dieser Stelle deutlich wurde, an welchen Punkten die eingebrachten deutschen Inhalte gut passend waren und wo eher nicht.
Einen großen Teil der jeweiligen Schulungen nahm das Kennenlernen und Vertrautwerden mit den Materialien ein. Beim „Baby verstehen“ wurden viele Videoclips gezeigt, diskutiert und übungsweise in Rollenspielen mit den „Eltern“ durchgesprochen. Insbesondere auf eine offene Haltung demgegenüber, was Eltern und Säugling kommunizieren und wie die beiden jeweils aufeinander bezogen sind – Aspekte, die unter ganz verschiedenen kulturellen Umgebungen wirksam werden und beobachtbar sind - wurde viel Wert gelegt. Bei den NEST-Materialien wurde erörtert, welche Fragestellungen, Bedarfe und Schwierigkeiten in den Familien vor Ort zu erwarten sind und inwieweit die Materialien dabei weiterhelfen können. Da die Teilnehmerinnen von den NEST-Arbeitsblättern sehr angetan waren, konnten letztendlich fast alle vorher ausgewählten Blätter verwendet werden. Einige wenige Inhalte wurden wieder aussortiert, so etwa das Blatt „Ein Name für Dich“, welches eigentlich auf das noch nicht geborene Kind vorbereiten soll, da in der Mongolei der Name des Kindes vor der Geburt nicht festgelegt wird. Auch in dieser Gruppe wurde dann vor allem mit Rollenspielen der Einsatz eingeübt.

Beide Gruppen wurden zum Abschluss der Trainingstage in einem Live-Setting supervidiert, zu dem interessierte Familien zu „Probestunden“ ins Familiengesundheitszentrum eingeladen wurden. Weitere Supervisionseinheiten sind für den Herbst 2014 geplant, wenn bis dahin möglichst bereits genügend Erfahrungen mit dem Einsatz der neuen Methoden gesammelt werden konnten.

Eine schriftliche Kurzevaluation zum Abschluss der Schulungswoche spiegelte eine große Zufriedenheit mit den Inhalten und der Form des Trainings bei den ca. 50 Befragten wider.

Ein erstes Resümee

Gleichwohl das Projekt noch andauert und sowohl vertiefende (Nach)Schulungen als auch ausführliche Evaluationen geplant sind, kann an dieser Stelle eine erste Einschätzung bereits getroffen werden.

So hat sich zunächst einmal gezeigt, dass die Gewinnung geeigneter Fachpersonen und deren Schulung mit den ausgewählten Materialien sinnvoll und möglich sind. Unser lokaler Partner unterstützte unseren Plan sehr und nahm die genaue Zuordnung der (ihm unterstehenden) Personen vor. Alle Teilnehmenden zeigten sich sehr motiviert und interessiert, sowohl an der Sache an sich als auch an den spezifischen Methoden. Natürlich gab es interessante Diskussionen und diverse Vorschläge über die bestmöglichen Einsatzmöglichkeiten, aber ein generelles Einverständnis war immer vorhanden.

Die nähere Kenntnis der beiden beteiligten Gruppen von Fachpersonen machte deutlich, dass es sinnvoll ist, verschiedene Helfergruppen mit verschiedenen Aufgaben zu betreuen. So sind die Freiwilligen tatsächlich gut bekannt und beliebt in den Familien im Gerviertel, so dass ihnen der Zugang sehr leicht fällt. Hingegen haben sie nur begrenztes Fachwissen zur Verfügung, so dass die NEST-Materialien genau das richtige Anspruchsniveau zur Vermittlung darstellen. Die fachlich besser ausgebildeten Sozialarbeiterinnen hingegen können auch anspruchsvollere und komplexere Sachverhalte vermitteln, so dass der Elternkurs bei ihnen besser zugeordnet sein dürfte.

Des Weiteren erwiesen sich die anfänglichen Bedenken der deutschen Projektdurchführenden, ob eine sensible Übertragung in den unterschiedlichen kulturellen Kontext machbar und sinnvoll sei, als unbegründet. Das Thema Kulturunterschiede, insbesondere zwischen Deutschland und der Mongolei, interessierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr und wurde in allen Trainings ausführlich behandelt. Sorgen der Übertragbarkeit insgesamt bestanden bei den Fachkräften aus Ulaanbaatar nicht; es wurde auch schnell deutlich, dass beide Gruppen gut in der Lage sind, diejenigen Inhalte, die jeweils situationsabhängig passend sind, herauszusuchen und den Familien zu vermitteln. Auch zeigte sich, dass die universell gültigen Fakten und Inhalte von Eltern-Kind-Beziehungen, zumindest in diesem Alter und auf einem basalen Level, einen gut verständlichen Ausgangspunkt bilden, auf welchen dann die kulturellen Besonderheiten flexibel angewandt werden können.

Viel ungewohnter und dadurch oft auch schwierig waren die von Projektseite angebotenen Methoden der Inhaltsvermittlung in den Trainings. Während in Deutschland Methoden der Beteiligung wie Diskussionen, Feedback, Rollenspiele und Kleingruppenarbeit hoch im Kurs stehen und frontale Vorträge eher verpönt sind, ist dies in der Mongolei anders. Insbesondere bei den älteren und größtenteils nicht-akademischen Freiwilligen machte sich eine große Unsicherheit bemerkbar, was in einer Kleingruppe zu tun ist und wie mit der Aufforderung, offen zu sagen, was an den Materialien nicht gefällt, umzugehen ist. Diese Generation ist eher an längere Vorträge (auch von den Teilnehmenden ) gewohnt. Anders war es hingegen bei den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, die deutlich jünger und möglicherweise durch die Universität und weitere Fortbildungen mit anderen Arbeitsformen geprägt waren.

Die Jahre 2014 und 2015 werden nun auch durch die laufende Evaluation zeigen, wie gut der regelmäßige Einsatz der neuen Methoden vor Ort gelingt, wie die Akzeptanz bei den teilnehmenden Familien ist und ob die hohe Ausgangsmotivation der Fachkräfte aufrechterhalten werden kann. An geeigneter Stelle werden die Evaluationsergebnisse dann vorgestellt werden.

NEST-Karten mongolisch

Beispielhaft sehen Sie hier einige NEST-Karten auf mongolisch. Für eine Vergrößerung klicken Sie das entsprechende Bild an.

Weitere Informationen auf fruehehilfen.de