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Werkstatt-Tage: Kompetenzorientierte Qualifizierung für Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger

Dokumentation der Werkstatt-Tage am 25. und 26. Oktober 2016 in Hofgeismar

Die Arbeit an Haltungen zieht sich wie ein roter Faden durch die Qualifizierungsmodule für Familien-hebammen (FamHeb)  und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger (FGKiKP), die das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) zusammen mit dem Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie herausgeben.

Wie können wir im Rahmen der Qualifizierungen mit den Fachkräften am Thema „Haltung“ arbeiten? Mit dieser Frage beschäftigten sich bei den Werkstatt-Tagen am 25./26.10.2016 vor allem Kurs- bzw. Seminarleitungen und Träger, die aktiv an der Umsetzung kompetenzorientierter Qualifizierungen für Familienhebammen (FamHeb) und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger (FGKiKP) beteiligt sind. Veranstaltet wurden die Werkstatt-Tage bereits zum dritten Mal vom Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie und dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH).

Impressionen der Werkstatt-Tage

  • Margot Refle steht vor Flipcharts und hält Heft in den Händen

    Margot Refle, Institutsleitung Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie in Dresden, begrüßt die Teilnehmenden zu den diesjährigen Werkstatt-Tagen in der evangelischen Tagungsstätte Hofgeismar und stimmt auf die gemeinsame Zeit ein.

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Katarina Weiher steht neben Flipchart, spricht und gestekuliert mit den Händen

    Methodenexpertin Katarina Weiher von der Fachhochschule Kiel stellt den Teilnehmenden zu Beginn des informellen Abendprogramms eine Methode zum lockeren Kennenlernen vor.

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Orsolya Drozdik steht an einem Tisch gebeugt und beschriftet ein Papier

    Eins der ersten Themen zum „Ankommen“: Welche Methode setze ich besonders gerne ein? Hier im Bild Orsolya Drozdik vom Landesamt für Versorgung, Jugend und Soziales Rheinland-Pfalz.

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Tisch auf dem verschiedene Materialien liegen

    Nach Kennenlernen und Wiedersehen: Raum und Gelegenheit, sich über den Einsatz von Filmen und anderen Materialien in den Qualifizierungen auszutauschen.

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Orsolya Drozdik, Silke Seiffert, Elke Becker und Karin Niessen sitzen und reden untereinander

    Austausch in Murmelgruppen zu den Qualifizierungsmodulen für FamHeb und FGKiKP – Wo stehen wir? V.l.: Orsolya Drozdik (Landesamt für Versorgung, Jugend und Soziales Rheinland-Pfalz), Silke Seiffert (DRK-Schwesternschaft Krefeld), Elke Becker (Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V.), Karin Niessen (Hochschule Osnabrück).

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Dr. Christina Schwer sitzt an einem Tisch auf dem ein Laptop steht. In der Hand hält sie Zettel, hinter ihr eine Projektion an der Wand

    Impuls zur Diskussion: der Vortrag von Dr. Christina Schwer (Universität Münster). Im Fokus steht eine Persönlichkeitstheorie und Schlussfolgerungen daraus für die Entwicklung einer professionellen Haltung.

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Elfriede Zoller, Christiane Knoop, Britta Bacchetta und Mechthild Paul sitzen nebeneinander und reden

    Mitdenken – Nachdenken – Verarbeiten: lebhafter Austausch zu den Konsequenzen des Gehörten für die Arbeit mit den Fachkräften. V.l.: Elfriede Zoller (Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V.), Christiane Knoop (Stiftung „Eine Chance für Kinder“, Hannover), Britta Bacchetta (Evangelische Hochschule Berlin), Mechthild Paul (Leiterin Nationales Zentrum Frühe Hilfen).

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Moderatorin Eva Sandner und Workshop-Leiterin Kristin Adamaszek stehen beieinander und reden

    Moderatorin Eva Sandner (l.) und Workshop-Leiterin Kristin Adamaszek (r.).

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Britta Bacchetta, Christiane Knoop und Anke Bertram sitzen sich auf Stühlen gegenüber und reden

    Raum für die eigenen Erfahrungen mit den Qualifizierungen: Workshop „Methodische Zugänge für die Arbeit an Haltungen“. V.l.n.r.: Britta Bacchetta (Evangelische Hochschule Berlin), Christiane Knoop (Stiftung „Eine Chance für Kinder“, Hannover) und Anke Bertram (Hebammenverband Schleswig-Holstein).

    (Foto: Mandy Schönberg)

  • Karin Niessen, Kathrin Schumacher, Till Hoffmann und Christiane Voigtländer laufen durch einen Raum

    Der eigenen Haltung auf der Spur, u.a. mithilfe einer körperorientierten Methode. V.l.n.r.: Karin Niessen (Hochschule Osnabrück), Kathrin Schumacher (Kinderschutzzentrum Lübeck), Till Hoffmann (Nationales Zentrum Frühe Hilfen) und Christiane Voigtländer (Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie).

    (Foto: Mandy Schönberg)

Das starke Interesse am Thema Haltung zeigte sich bereits in den Fragen, die in der Eingangsrunde von den Teilnehmenden aufgeworfen wurden, etwa wie Haltung definiert werde, welche Dimensionen Haltung ausmache und wie Fachkräfte (neue) Selbstkompetenzen entwickeln können. Auf konkrete Qualifizierungsmaßnahmen bezogen, wurde die Frage gestellt, was in einem Qualifizierungsmodul leistbar sei und was Haltung für die Anbieter von Qualifizierungsmaßnahmen bedeute. Die Teilnehmenden formulierten unter anderem auch Interesse an fachwissenschaftlichen Hintergrün-den der Auseinandersetzung mit Haltung in den Frühen Hilfen und konkreten methodisch-didaktischen Möglichkeiten.  

Kennenlernen und Austausch von Praxis-Impulsen am Abend

Die Werkstatt-Tage starteten nach der Begrüßung durch Margot Refle, Institutsleiterin des Felsenweg-Instituts mit einem gemeinsamen Austausch. Methodenexpertin Katharina Weiher von der Fachhochschule Kiel lud die Teilnehmenden anschließend zu einem aktiven Kennenlernen ein. An einer „Material- und Filmbar“ konnten sich danach Qualifizierungsverantwortliche zu verschiedenen Materialien und deren Einsatz in den Qualifizierungen austauschen und den Abend gemeinsam ausklingen lassen.

Einführung und Einblicke in aktuelle Studienergebnisse

Die Leiterin des NZFH, Mechthild Paul, wies auf Ergebnisse der Online-Erhebung auf Basis der Dokumentationsvorlage des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen hin, die u.a. den Schluss zulässt, dass die Unterstützung der Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen besonders dann zu einem Kompetenzzuwachs bei den Eltern beiträgt, wenn die Familien von einer mittleren Belastung betroffen sind. Bei hoher Belastung der Familie führe die Hilfe nicht zum Erfolg. 

Impulse aus der Praxis

Die Haltung der Fachkräfte wird von den Teilnehmenden einstimmig als zentral für die Arbeit mit den Familien eingeschätzt. Um das Thema Haltung stärker in Qualifizierungsmaßnahmen zu verankern und zu berücksichtigen, erscheint den Teilnehmenden von zentraler Bedeutung, einen regelmäßigen Austausch mit und unter den Referentinnen und Referenten zu gestalten und etwa Supervision zu nutzen, um die eigene Haltung zu reflektieren und ggf. Veränderungen zu ermöglichen. Denn die Haltung von Referentinnen und Referenten sowie Kursleitungen kann als Modell dienen für die Haltung und Arbeit der Fachkräfte in den Familien.

Inspirierender Vortrag: Menschen in ihrer Kompetenzentwicklung begleiten

Dr. Christina Schwer von der Universität Münster illustrierte anhand der Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen (PSI) von Julius Kuhl, dass sich Haltung aus der Persönlichkeit konstituiert. In ihren Ausführungen zeigten sich Erkenntnisse darüber, wie verschiedene psychische Teilsysteme Haltung beeinflussen – und inwieweit Haltung lehr- und erlernbar ist, indem sich die Fachkraft dieser Selbstkompetenzen bewusst wird. Die theoretischen Ausführungen lieferten einen anregenden Rahmen, um differenzierter über Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit an Haltungen und konkrete methodisch-didaktische Fragestellungen nachzudenken. 

Workshop: Die Haltung der Kurs-/Seminarleitung als Modell für die Arbeit mit Familien

Der Workshop regte die Teilnehmenden an, sich zuerst gedanklich mit der Haltung der Fachkraft der Familie gegenüber auseinanderzusetzen. Woran zeigt sich (professionelle) Haltung den Familien gegenüber besonders deutlich? Wann ist es schwer, Haltung zu bewahren? Gemeinsam wurde dann in der Workshop-Gruppe abgeleitet, was die Haltung der Kurs-/Seminarleitung auszeichnen sollte, wenn sie sich als Modell für die Arbeit mit Familien versteht. Die Teilnehmenden stellten besonders heraus, wie wichtig Wertschätzung und Vertrauen gegenüber den Fachkräften sind. Auch eine neugierige, stärkenorientierte Haltung, die die Vielfalt der Meinungen anerkennt, aber auch zur eigenen Rolle steht und professionelle Distanz wahren kann, wurde als essenziell für das professionelle Verhalten der Kurs-/Seminarleitung benannt. Der Workshop wurde durchgeführt von Kristin Adamaszek, Dreiklang Team.

Workshop: Methodische Zugänge für die Arbeit an Haltungen

Der alternative Workshop lud die Teilnehmenden ein, verschiedene Methoden praktisch zu erleben und anschließend den Methodeneinsatz im Rahmen der Qualifizierungen für FamHeb und FGKiKP zu reflektieren. Es ging darum, die eigene Haltung zu erspüren und dabei auch biografische Fragen zu berücksichtigen. Neben einer körperorientierten Methode gab Katarina Weiher, Methodenexpertin von der Fachhochschule Kiel, auch den Impuls, Themen wie Ressourcenorientierung durch Geschichten, Gedichte oder Kinderbücher zu bearbeiten.  

Ausblick: Gemeinsam weiterdenken!

Um den theoretischen Zusammenhang zwischen Haltung und Persönlichkeits-System-Interaktionen sowie die praktische Relevanz des Themas Haltung zusammenzubringen und für die Qualifizierung handhabbar zu machen, ist aus den Werkstatt-Tagen heraus die Idee und der Wunsch entstanden, gemeinsam an diesem Thema weiterzuarbeiten und ausgehend von dem Theorieansatz methodisch didaktische Anregungen zu formulieren.