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Fachtagung "Interdisziplinäre Frühförderung im System der Frühen Hilfen"

"... Von der Begriffsverwirrung zum offensiven Beitrag zum Familienwohl in einer inklusiven Gemeinde". Erstmals auf Bundesebene tauschten sich bei der gemeinsamen Tagung der Bundesvereinigung Lebenshilfe und dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) vom 22. bis 23. März 2010 in Kassel Fachkräfte der Frühförderung mit denen der Jugendhilfe und des Gesundheitswesens aus.

Entsprechend des Tagungstitels – "Interdisziplinäre Frühförderung im System der Frühen Hilfen" – wurden am ersten Tag vornehmlich Begriffsklärungen vorgenommen und zum jeweiligen "Marken-Kern" der Frühförderung und Frühen Hilfen referiert. Am zweiten Tag präsentierten Fachkräfte aus der Praxis innovative Projekte an der Schnittstelle zwischen Frühförderung und Frühen Hilfen. Insgesamt zeigte sich auf der Tagung die hohe Bedeutung fallübergreifender und fallbezogener interdisziplinärer Kooperation.

Mit rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Deutschland ist die Fachtagung auf sehr großes Interesse gestoßen. Diese Tagungsdokumentation ergänzt die zur Verfügung gestellten Vortragsfolien der Referentinnen und Referenten.

Wilfried Wagner-Stolp (Bundesverband der Lebenshilfe) begrüßte als Moderator die Tagungsteilnehmenden und stellte den Tagungsablauf sowie die Referentinnen und Referenten vor.

Tina Winter brachte als Vertreterin des Bundesvorstandes der Lebenshilfe die Perspektive der betroffenen Familien ein und unterstrich die gut funktionierende Kooperation unterschiedlicher Berufsgruppen innerhalb der Interdisziplinären Frühförderung, vor allem bei Kindern mit körperlichen Beeinträchtigungen. Aus ihrer Sicht veränderte sich jedoch im Lauf der Jahre der Charakter der Frühförderung, da zunehmend mehr Kinder mit Entwicklungsstörungen oder Entwicklungsverzögerungen in die Frühförderstellen kamen und soziale Problemlagen der Familien in den Vordergrund der Beratungsarbeit traten. An diesen veränderten Aufgaben werde für sie die zunehmende Bedeutung einer gut funktionierenden Schnittstelle zwischen Frühförderung und Frühen Hilfen deutlich.

Mechthild Paul (Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Köln) betonte, dass sich im Kontext der Prävention von Kindesvernachlässigung und -misshandlung eines Begriffes Früher Hilfen bedient wurde, der bereits in der Frühförderung existierte. Im Unterschied zum eher kindzentrierten Verständnis Früher Hilfen im Feld der Frühförderung sprechen die Frühen Hilfen im präventiven Kinderschutz speziell Familien in belastenden Lebenslagen an, mit dem Ziel die Erziehungskompetenzen von Eltern zu stärken. Durch das Zusammenbringen dieser beiden Ansätze von Frühen Hilfen können Synergien genutzt werden und wäre ein Gewinn für beide Bereiche zu erreichen.

Martina Ertel (Bundesvereinigung Lebenshilfe, Ausschuss Kindheit und Jugend) stellte heraus, dass in der Praxis die Frühförderung bereits vielerorts auf die Frühen Hilfen trifft und zwischen beiden Arbeitsfeldern Konkurrenzen überwunden werden sollten. Ihrer Meinung nach ist generell der inklusive Gedanke auf Bundesebene noch nicht ausreichend verankert.

"Frühe Hilfen realisieren"

Am zweiten Tag der Fachtagung präsentierten verschiedene Akteurinnen und Akteure ihre Konzepte zur Frühförderung und Frühen Hilfen.

Diese Veranstaltung war eine Auftaktveranstaltung; weitere Kooperation zwischen Frühförderung und Frühe Hilfen sind geplant. Alexandra Sann kündigte an, dass ähnlich wie in anderen Bereichen ein Positionspapier geplant sei, das gemeinsam von NZFH und Lebenshilfe sowie wichtigen Akteuren der Frühförderung bzw. Frühen Hilfen verfasst werde. Dieses könnte zur Orientierung und Positionierung vor Ort eingesetzt werden. Als Basis dafür dient diese Tagungsdokumentation.