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WS 6 - Gewinnung und Einbindung von Ehrenamtlichen in die Frühen Hilfen

Jens Deutsch, Familienkompetenzzentrum für Bildung und Gesundheit, fachlicher Input; Uwe Lummitsch, Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, Familienpaten in Sachsen-Anhalt, Moderation

Im Workshop wurde das Modellprojekt: „Familienpaten in den Franckeschen Stiftungen“ vorgestellt. Dabei wurden die Ausgangslage und die Umsetzungsschritte genauer betrachtet.

Es wurde deutlich, dass die ehrenamtlichen Frauen und Männer eine vorbereitende Weiterbildung und eine engagementbezogene Begleitung benötigen, um innerhalb ihres abgestimmten Handlungsrahmens eine qualitativ gute Leistung erbringen zu können.

Die Ehrenamtlichen sind in die Systeme der Frühen Hilfen integriert und die Franckeschen Stiftungen sind als Fachpartner für die Vermittlung und Begleitung in die Familien verantwortlich. Gleichzeitig haben die Franckeschen Stiftungen durch die Mitwirkung in den Netzwerken direkte Zugänge, um so bedarfsorientierte Unterstützung für alle jungen Familien anzubieten, insbesondere durch die Kooperation mit den Geburtskliniken und den Kinderärztinnen und Kinderärzten.

Im Laufe des Projektes wurden gemeinsam mit den Familien und den Ehrenamtlichen, weitere Formen der Unterstützung entwickelt und umgesetzt, um die Eltern in ihren Kompetenzen zu stärken und deren Selbstwirkungspotenzial zu fördern, zum Beispiel ehrenamtliche Besuchsdienste oder neue Angebote wie das gemeinsame Eltern- bzw. Familienfrühstück.

Die Möglichkeit bzw. Notwenigkeit einer gezielten Einbindung ehrenamtlicher Personen in die Hilfesysteme wurde mit den Teilnehmenden im Rahmen des Workshops diskutiert und dabei betont, dass ehrenamtliche Patinnen und Paten die professionellen Hilfesysteme nicht ersetzen, sondern ergänzen können.

Zentrale Aspekte und Ergebnisse 

  • Der Einsatz von ehrenamtlich Engagierten als Teil Früher Hilfen, ist nur dann erfolgreich, wenn die Fachpartnerinnen und Fachpartner über die personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen verfügen, um die Patinnen und Paten bedarfsorientiert in Familien zu vermitteln und zu begleiten. 
  • Nur wenn für die hauptamtlichen Mitarbeitenden der Mehrwert ehrenamtlichen Engagements sichtbar wird, können die Freiwilligen die bestehende Angebotsund Unterstützungspalette ergänzen.
  • Ehrenamtliche Betätigung ist eine wichtige Basis eines gelingenden Gemeinwesens, jedoch ist sie in dem sensiblen Bereich der Frühen Hilfen und des Kinderschutzes auch entsprechend sensibel einzusetzen.
  • Familienpatinnen und -paten sind ehrenamtlich Engagierte, die sich und für Familien engagieren. Daher sind sie - wenn die Hilfestrukturen diese anerkennen und nutzen - auch mögliche Partnerinnen und Partner in den Strategien der Frühen Hilfen und des Kinderschutzes. 
  • Voraussetzung für ein erfolgreiches ehrenamtliches Engagement sind hauptamtliche Fachkräfte, die über Kenntnisse im Freiwilligenmanagement verfügen, sowie Fachpartnerinnen und Fachpartner, die im Bereich der Familienhilfe bzw. -arbeit wirken und so einen bedarfsorientierten Einsatz der Ehrenamtlichen sichern, und als Schnittstelle im Netzwerk Frühe Hilfen/Kinderschutz wirken. D.h. es braucht hauptamtliche Strukturen, die ehrenamtliches Engagement möglich machen.

Die Fragen, die sich daraus ergeben sind u.a.: 

  • Sollten Ehrenamtliche tatsächlich im Bereich Frühe Hilfen tätig sein? Oder bieten weniger sensible Handlungsfelder bessere Engagementmöglichkeiten? 
  • Wenn Ehrenamtliche im Bereich „Frühe Hilfe“ tätig werden sollen: Wie will das Land inhaltlich und finanziell sicherstellen, dass ehrenamtliche Familienpatinnen und -paten eine qualitative Leistung erbringen? Z.Zt. wird nur Qualifizierung, nicht aber die Koordination und Begleitung vor Ort finanziert und die Mitarbeitenden der Fachpartnerinnen und Fachpartner haben oftmals nicht ausreichende personelle und zeitliche Ressourcen im Bereich Ehrenamtskoordination. 
  • Wie kann ein Miteinander „auf Augenhöhe“ zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen erreicht werden und wie gelingt eine Vernetzung von Strukturen der Engagementförderung mit den Netzwerken Frühe Hilfen/Kinderschutz?