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Kinder psychisch kranker Eltern

Wenn Eltern an einer psychischen Erkrankung wie Depression oder einer Suchterkrankung leiden, belastet diese nicht nur die Eltern. Auch ihre Kinder sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Fachkräfte in den Frühen Hilfen können mit ihrem vertrauensvollen Zugang zu Kindern und Familien frühzeitig zu weiterführenden Hilfen vermitteln.

Die Belastungen in Familien aufgrund einer elterlichen psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung können vielfältig sein: Neben unmittelbaren, krankheitsbedingten Belastungen, wie Beeinträchtigungen in der Kinderbetreuung und im Erziehungsverhalten, kommen häufig weitere Faktoren hinzu, wie Konflikte der Eltern oder geringe Unterstützung im sozialen Umfeld.

Mögliche Folgen für die Entwicklung von Kindern

Insbesondere in den ersten drei Lebensjahren können sich psychische- und Sucht-Erkrankungen der Eltern negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirken. Dies bestätigen auch Forschungsergebnisse des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH). Die Erreichbarkeitsstudie und das ZuFa-Monitoring zeigen übereinstimmend, dass Eltern mit Anzeichen einer psychischen Erkrankung aus Mütter- und aus ärztlicher Sicht erhöhte elterliche Belastungen und Einschränkungen in den Bereichen Elternkompetenzen, Wahrnehmung der kindlichen Bedürfnisse und Impulsivität aufweisen. Die repräsentative NZFH-Studie KiD 0-3 2022 hat zudem ergeben, dass Kinder, die in einem Familienumfeld mit psychisch belastetem Elternteil aufwachsen, von Kinderärztinnen und -ärzten häufiger als nicht altersgerecht entwickelt eingeschätzt werden als Kinder aus Familien, die psychisch nicht belastet sind.

Gelingen das Erkennen der elterlichen Erkrankung und eine bedarfsgerechte Unterstützung der Eltern und Kinder, erhöhen sich auch die Chancen der Kinder auf ein gesundes Aufwachsen.

Besondere Anforderung an passgenaue Unterstützung

Bedarfsgerechte Hilfen müssen sich dem oft schwankenden Krankheitsverlauf anpassen und unterschiedliche Beeinträchtigungen berücksichtigen. Dies schließt Übergänge zwischen niederschwelligen und intensiveren Hilfen für die betroffenen Elternteile und deren Kinder ein. Für eine passgenaue Versorgung der Kinder sind daher breitgefächerte, individuell abgestimmte Angebote notwendig, die systematisch geplant sind und auch kurzfristig in Anspruch genommen werden können. Dazu zählen insbesondere: psychiatrische und psychotherapeutische Hilfen für erkrankte Eltern, Angehörige und Kinder, sozialpädagogische Hilfen für betroffene Familien, wie professionelle oder ehrenamtliche Begleitungen der Familien, und spezielle Angebote für Kinder.

Um betroffene Familien frühzeitig und bestmöglich unterstützen zu können, ist die Zusammenarbeit verschiedener Fachkräfte und Einrichtungen, insbesondere der Kinder- und Jugendhilfe und des Gesundheitswesens, daher von zentraler Bedeutung.

Bedeutung für Frühe Hilfen

Dass Fachkräfte der Frühen Hilfen, wie Familienhebammen, FGKiKP, gynäkologische und pädiatrische Fachkräfte Belastungslagen frühzeitig wahrnehmen können, erste Ansprechperson für betroffene Familien sind und als Brücke zu weiterführenden Angeboten fungieren, bestätigen auch Ergebnisse des NZFH ZuFa-Monitorings: Fast alle  befragten Fachkräfte (jeweils über 90 Prozent), Gynäkologinnen und Gynäkologen, Pädiaterinnen und Pädiater sowie Mitarbeitende in Geburtskliniken, geben an, Anzeichen für eine psychische Erkrankung im Rahmen der Vorsorge- oder Früherkennungsuntersuchungen sowie rund um die Geburt prinzipiell wahrnehmen zu können.

Dafür benötigen sie aber die Fähigkeit, eventuellen Hilfebedarf in Familien frühzeitig zu erkennen, sowie das Wissen über geeignete weiterführende Hilfsangebote zur interdisziplinären Versorgung der Kinder und Familien.

Grundlegend ist darüber hinaus eine gute Zusammenarbeit der Hilfsangebote sowie die Vernetzung psychiatrischer und psychotherapeutischer Versorgungssysteme mit den präventiven, niedrigschwelligen Angeboten der Frühen Hilfen.

In mehreren Publikationen stellt das NZFH grundlegende und wegweisende Informationen, insbesondere für Fachkräfte und Verantwortliche in den Frühen Hilfen, zur Verfügung.

Informationen für Eltern

Mit einem Film und auf der Website elternsein.info klärt das NZFH über peripartale Depressionen auf: Unter dem Titel Schwere Gefühle in der Schwangerschaft und nach der Geburt spricht eine Schwangerschaftsberaterin in dem Film direkt schwangere Frauen und Mütter von Neugeborenen an und ermutigt Betroffene, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen.