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Zwischenruf des Beirates des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen und der Bundesstiftung Frühe Hilfen

Gesundes Aufwachsen von Anfang an geht nur gemeinsam – Das Gesundheitswesen muss ein fester Bestandteil der Verantwortungsgemeinschaft in den Frühen Hilfen bleiben!

Die ersten tausend Tage im Leben eines Kindes sind die wichtigste Phase, um die entscheidenden Weichen für eine gesunde Entwicklung eines Menschen zu stellen. Das haben viele wissenschaftliche Disziplinen nachgewiesen: Neurowissenschaften, Erziehungswissenschaft, Entwicklungspsychologie und nicht zuletzt auch die Gesundheitswissenschaften. Damit es gelingt, diesen Zeitraum für Kinder bestmöglich zu gestalten, ist ein tragfähiges Netzwerk von aufeinander abgestimmten Unterstützungsangeboten unverzichtbar. Hier müssen die medizinische Versorgung und die Kinder- und Jugendhilfe als die zentralen Leistungsbereiche eng und koordiniert zusammenarbeiten.

Genau diese Aufgabe erfüllen die Frühe Hilfen. Sie unterstützen Familien ab der Schwangerschaft und in den ersten drei Jahren ihrer Kinder mit passgenauen, präventiven Angeboten. Sie werden mittlerweile deutschlandweit in Netzwerken Frühe Hilfen angeboten. 

Durch die vernetzte Zusammenarbeit wird ein besseres Aufwachsen von Kindern erzielt. Die Leistungen der Frühen Hilfen werden von jungen Eltern flächendeckend gut angenommen und sind dadurch wirksam.

Die Vernetzung auf der Bundesebene wird durch das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) – getragen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) – umgesetzt. Das NZFH hat erheblich dazu beigetragen, die in Deutschland stark gegliederten Leistungssysteme für Gesundheit, Kinder- und Jugendhilfe und Eingliederungshilfe zu einer kooperativen Verantwortungsgemeinschaft vor Ort und auf der Länderebene zu etablieren. Das NZFH schafft die strukturellen Voraussetzungen für gemeinsames Handeln über die föderalen Grenzen hinweg. Es hat entscheidende Impulse für die Verbesserung der intersektoralen Zusammenarbeit gesetzt und die Fachdisziplinen in eine konstruktive Verständigung über Versorgungs- und Kooperationsziele und entsprechende Qualitätsentwicklungsprozesse gebracht. Der Beirat des NZFH, der von allen relevanten wissenschaftlichen Disziplinen und fachpolitischen Interessenvertretungen in Deutschland getragen wird, hat diesen mehrjährigen Prozess kontinuierlich begleitet und gestaltet. 

Die fachliche interdisziplinäre Arbeit des NZFH muss verstetigt werden, um die aufgebauten Strukturen und institutionalisierten Prozesse nicht zu gefährden, was nur gelingen kann, wenn das NZFH weiterhin sowohl von dem Gesundheitswesen als auch von der Kinder- und Jugendhilfe in einer Verantwortungsgemeinschaft getragen wird. Qualitätsentwicklung und -sicherung und die hierin zum Ausdruck kommende Expertise kann auf Dauer nur durch Fachkräfte gewährleistet werden, die in entfristeten Beschäftigungsverhältnissen tätig sind. Diese Voraussetzung ist bislang nur für die eine Hälfte des NZFH erfüllt, indem die Stellen beim DJI entfristet wurden. Das gilt umgekehrt nicht für die Stellen des NZFH in der BZgA. Dies ist umso unverständlicher, da die Finanzierung dieser Stellen durch die Bundesstiftung Frühe Hilfen dauerhaft gesichert ist. Aktuell ist damit die gesamte Struktur des NZFH und somit generell der Frühen Hilfen in der gemeinsamen Verantwortung der Kinder- und Jugendhilfe und des Gesundheitswesens in Frage gestellt!

Die Mitglieder des Beirates des NZFH, der auch die Bundesstiftung Frühe Hilfen berät, fordern den Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn auf, sich in den kommenden Haushaltsverhandlungen dafür einzusetzen, dass das NZFH in seinen bestehenden Strukturen dauerhaft sichergestellt wird.

Für den Beirat des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen und der Bundesstiftung Frühe Hilfen

Lübeck und Münster, den 16.01.2020

Prof. Dr. Ute Thyen
Vorsitzende des Beirats

Prof. Dr. Karin Böllert
Stellv. Vorsitzende des Beirats