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Stillen und Frühe Hilfen

Stillen ist die natürliche Ernährung des Babys und fördert die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Um die Entscheidung fürs Stillen und dessen Gelingen zu erleichtern, sollte eine Stillberatung in niedrigschwellige, aufsuchende Angebote integriert sein. Auch Fachkräfte der Frühen Hilfen können das Stillen wirksam unterstützen.

Stillen fördert als alltägliche und körpernahe Interaktion die Entwicklung der Mutter-Kind-Bindung. Neben weiteren gesundheitsschützenden Effekten kann dies insbesondere für Familien in Problemlagen einen entlastenden Schutzfaktor darstellen. Die Gesundheit des Babys und der Mutter werden durch das Stillen positiv beeinflusst.

Ob Mütter ihr Baby stillen, hängt im Wesentlichen davon ab, ob sie eine adäquate Stillberatung vor und nach der Geburt erhalten haben und wie stillfreundlich die Umgebungsfaktoren bei der Geburt waren. Auch Väter und Großmütter haben einen erheblichen Einfluss auf die Entscheidung der Mutter für oder gegen das Stillen. Deren fehlende Unterstützung erhöht insbesondere das Risiko früh abzustillen.

Zusammenhang zwischen Stillen und familiären Belastungen

Aus Studien des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) liegen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen verschiedenen Aspekten des Stillverhaltens und familiären Belastungen vor. Die Studie "Kinder in Deutschland KiD 0-3" zeigt:

  • Je jünger die Mütter sind, desto weniger bzw. desto kürzer stillen sie.
  • Neben dem Alter haben geringe Bildung und sozioökonomischer Status eindeutig einen negativen Einfluss auf das Stillverhalten, wobei sich dieser Zusammenhang weniger bei Frauen mit Migrationshintergrund zeigt.
  • Weniger oder kürzer stillen Mütter außerdem,
    • wenn sie alleinerziehend sind,
    • wenn sie ungeplant schwanger waren oder
    • ihr Baby eine Behinderung oder schwere Erkrankung hat.
  • Die gravierendsten Gründe für Frauen nicht zu stillen, sind Rauchen und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft.

Positiv zeigt sich, dass stillende Mütter weniger Anzeichen einer hohen allgemeinen Stressbelastung oder Depression zeigen und weniger von innerer Wut und Ärger berichten.

Studien zur Inanspruchnahme von primärpräventiven Angeboten zeigen deutlich, dass stark belastete Familien unterstützende Angebote weniger nutzen als Familien in weniger belastenden Lebenslagen. Frühzeitige und niedrigschwellige Zugänge sind daher gefragt, um dieses "Präventionsdilemma" auch für unterstützende Angebote der Frühen Hilfen zu überwinden. Eine qualitative Zielgruppenanalyse des Netzwerk Gesund ins Leben hat Gründe untersucht, warum belastete Frauen seltener und kürzer stillen. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen in psychosozial und materiell belasteten Lebenslagen eher negativ geprägte Stillerfahrungen aufweisen. Auch haben sie weniger externe Stillvorbereitungen erhalten, zudem sind reale oder mediale Vorbilder oder unterstützende Personen selten.

Nationale Stillstrategie

Um Deutschland stillfreundlicher zu machen, haben Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachgebiete und Arbeitsbereiche eine Nationale Strategie zur Stillförderung entwickelt. Auch das NZFH war beteiligt und setzt sich für die Umsetzung der Maßnahmen ein.

Stillberatung durch unterschiedliche Akteure

Das Wissen über die Vorteile des Stillen und eine positive Haltung zum Stillen bei den Müttern selbst sowie im sozialen Umfeld und der Gesellschaft sind wesentliche unterstützende Faktoren, die auch Fachkräfte der Frühen Hilfen beeinflussen können. Neben den ärztlichen Schwangerenvorsorgeuntersuchungen ermöglichen insbesondere die Beratung rund um die Geburt, über das Stillen zu informieren und zu beraten. In der aufsuchenden Beratung von Familien können auch Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende (FGKiKP) das Stillen unterstützen und als Möglichkeit zur Mutter-Kind-Interaktion aufgreifen.

Jedes Jahr findet im Oktober die Weltstillwoche zu einem ausgewählten Thema statt. Akteure in den Frühen Hilfen können Materialien bestellen und herunterladen, um rund um das Stillen zu beraten.

Fachinformationen und Arbeitsmaterial des NZFH

Das NZFH hat ein umfassendes Eckpunktepapier zum Stillen im Kontext der Frühen Hilfen und Forschungsergebnisse veröffentlicht. In Kooperation mit dem Netzwerk Gesund ins Leben in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) entwickelt es derzeit neue Module für die Lernplattform Frühe Hilfen zum Thema Ernährungsbildung und Ernährungskompetenz sowie zur Ernährung von Säuglingen.

Zudem bietet das NZFH Informationen zum Thema in verschiedenen Formaten an. Für Fachkräfte zu Weitergabe oder direkt für Eltern, zum Beispiel einen Film. 

Mit dem Instagram-Kanal des NZFH @elternsein_info und der Website elternsein.info wendet sich das NZFH direkt an schwangere Frauen und Mütter und informiert zum Thema.